Tausende Autos stehen auf Halde, zwei Verdächtige sind in Haft, Beweise für den mutmaßlichen Millionenbetrug mit nie georderten „Dienstautos“ sichergestellt.
Der mutmaßliche Drahtzieher hat nach Auskunft des Leiters des Bundeskriminalamts (BK), Herwig Haidinger, die Fälschung der Aufträge in ersten Einvernahmen zugegeben. Was die Ermittler noch nicht herausgefunden haben: „Was ging in den Köpfen der Verdächtigen vor?“, fragen sie sich angesichts des frechen Deals, dessen Auffliegen vorbestimmt gewesen ist.
Neue Details...
Am Freitag wurden Details des Millionenbetrugsfalls bekannt: Im Namen des Innenministeriums waren mit gefälschten Verträgen 3.977 nagelneue Dienstwagen bei einem französischem Unternehmen bestellt worden. Insgesamt gaben die Verdächtigen vor, Aufträge über die Lieferung von 5.899 Autos - neben dem Innenressort schienen auch Hilfsorganisationen wie die Caritas und andere Institutionen auf in den gefälschten Kontrakten auf - an Land gezogen zu haben.
Aufgeflogen war die seit 2002 laufende, überaus einseitige „Geschäftsabwicklung“ ohne realen Hintergrund, als sich die Autos schon in Österreich befanden und der Hersteller - spät, aber vorhersehbar - mit den vermeintlichen Auftraggebern wegen der Riesen-Bestellungen direkten Kontakt aufnahm. Ein Ende, das zu erwarten war, wie Haidinger und seine Kriminalisten meinen. Noch nicht ganz klar ist deshalb, was für die Verdächtigen bei dem Schwindel herausgeschaut hat - laut Haidinger „keine Summe in der Höhe, mit der man in Südamerika länger auskommt“. Die Männer hatten offenbar aber auch gar keine Vorkehrungen getroffen, sich rechtzeitig abzusetzen.
Jedenfalls dürften sie angeblich angefallene „Spesen bei der Geschäftsanbahnung“ in Rechnung gestellt und kassiert haben. Wie sie an das „große Geld“ kommen wollten, wird noch untersucht.
Im Innenministerium läuteten wegen der Anfrage des Pkw-Herstellers die Alarmglocken, das Bundeskriminalamt nahm Ermittlungen von Amts wegen auf, weil es sich um ein Offizialdelikt handelt. Das Innenressort tätigt solche Einkäufe übrigens in keinem Fall selbst, dafür gibt es das Bundesbeschaffungsamt. „Innerhalb von drei Tagen“, so Haidinger, sei der Fall aufgerollt gewesen. Bei Hausdurchsuchungen stellten die Beamten Fälscherutensilien sicher. Die Geschäftskorrespondenzen und alle Verträge waren mit Scanner und Computer hergestellt und mit falschen Unterschriften versehen worden.
Verdächtige aus der Autobranche
Beide Verdächtige sollen früher mit der Auto-Branche zu tun gehabt haben, sagte Haidinger. Beide seien auch „der Polizei nicht ganz unbekannt“. Während der mutmaßliche Haupttäter als Mittelsmann zum Autolieferanten auftrat, dürfte der zweite vor allem wegen seines Branchen-Know-hows dazugeholt worden sein, weil er über gute Kontakte verfügte. „Beide sind keine Newcomer in der Geschäftswelt“, so der BK-Chef.
Untersucht wird auch noch, ob das verdächtige Duo etwas mit 27 Dienstwagen zu tun hat, die die betreffende Autofirma im Frühjahr dem Innenministerium als Testfahrzeuge gratis für ein Jahr zur Verfügung gestellt hat. Das sei zwar keine ungewöhnliche Vorgangsweise, sagte BK-Sprecher Gerald Hesztera. In diesem Fall müsse man sich aber jetzt die Anbahnung genauer anschauen.