Wenn mich nichts täuscht wurde der Text in irgendeinem Forum gepostet und hatte dann seinen Weg zu Zyn.de gefunden
Wir befinden uns in einer schimmeligen Mietwohnung. Die digitale Anzeige des Weckers springt auf 6:30 Uhr um, bevor dieser zu klingeln beginnt....Nein. Der Wecker dröhnt: "Wir müssen kämpfen für unsere Rasse, deutsches Volk beweise Deine Klasse", gröhlen die stets kampfbereiten Mannen der Nazi-Rockband Störkraft per Radio durchs miefige Zimmer. Die von der glaukomgeplagten Oma äußerst lasch mit Hakenkreuzen bestickte Bettdeckte hebt sich. Es dauert eine Weile bis sich die Decke auch am oberen Ende bewegt und wir das vernarbte aber künstlich proletentoastergebräunte Gesicht unseres heutigen Begleiters erblicken. Hannes H., so sein Name, schläft nackt. "Alle Nazis schlafen nackt. Auch im Freien. Das zeugt von Stärke. Wir stehen nämlich voll arg auf deutsche Werte. Auch im Schlaf. Sieg Heil", erklärt er uns, bevor er sich deutsches Rotz aus der Nase schneuzt und sein arischer Hustenanfall einsetzt. Nachdem er aus dem Badezimmer marschiert, zieht er seine übliche Nazikluft über seinen totalrasierten und kruppstahlharten Körper. Einer meiner Kumpels meint, dass Hannes, wenn er sich denn einen Schnurrbart und einige Haare auf dem Kopf wachsen lassen würde, mit diesen Tretern und den Hosenträgern, eine gewisse Ähnlichkeit mit Super Mario hätte. Hannes würde jetzt gerne einen kräftigen deutschen Tritt in die unpatriotischen Lenden meines vorlauten Kumpels loslassen, unterlässt dies jedoch ob der zahlenmäßigen Unterlegenheit. Strammen Schrittes begleiten wir Hannes zum Frühstückstisch. Seine Eltern, die beide arbeitslos sind, da sie durch billigere und vor allem fleißigere Ausländer ersetzt wurden, schlafen noch. Die Mutter zumindest. Sein Vater ist noch gar nicht nach Hause gekommen. Hannes legt anscheinend auch beim Frühstück wert auf Härte. Wir nicht. Er gibt uns trotzdem keine frischen Brötchen. Um ca. 7:00 Uhr steigen wir in Hannes' weit über die Grenzen der Legalität hinausfrisierten schwarzen Golf, um ihn zu seiner Arbeitsstelle zu begleiten. Während er sein abgegriffenes Lederlenkrad mit deutscher Geschicklichkeit bedient, können wir auf seinem Unterarm hässlich aussehende, weil wahrscheinlich selbst gemachte, Tätowierungen erkennen. Als wir ihm erzählen, dass man "Unsere Ehre heisst Treue" nach der neuen Rechtschreibung eigentlich anders schreibe und eigentlich schon immer anders geschrieben habe, erklärt er uns, dass er eigentlich auch anders könne, wenn wir denn nicht bald unseren Mund halten würden und er außerdem und überhaupt eh eigentlich auf diese "Rechtschreibreform und auf alle anderen dieser verdammten Zeckenreformen scheißt". Wir vermuten, dass ihm nicht nur die neue Rechtschreibung an seinem Fitnessstudio-Knackarsch vorbei geht, da am Handschuhfach ein Zettel mit der Aufschrift "Stahlkappen auswexeln" klebt. Hannes sitzt im Aufenthaltsraum seines Arbeitgebers, da er seine "ehrliche deutsche Arbeit" erst um halb acht beginnen muss. Er blättert in der BILD-Zeitung von gestern und erzählt uns, nachdem er uns von der - wir müssen zugeben wirklich brutalen - Entführung des Dobermischlings "Lucky" auf Seite 15 berichtet, dass die "verdammten afrikanischen Drogendealer die Jugend ruinieren". Hannes nimmt einen großen Schluck aus seinem Bier und zündet sich die 3. Zigarette an. Wir deuten mit zusammengepressten Lippen und hochgezogenenen Augenbrauen auf die Bierflasche und fragen ihn, ob das auch die Afrikaner waren. Er antwortet nicht. Wir wissen, dass er alleine nicht sehr gefährlich ist, aber mehrere Hannese hätten uns nun wahrscheinlich schlimmer verprügelt, als Michael Knight dies jahrelang mit den hinterlistigen, kaugummikauenden und schnurrbartragenden Lastwagenfahrer tat. Während Hannes seine Kleidung ablegt, um seinen Arbeitsoverall anzuziehen und so, wenn auch unfreiwillig, für einige Stunden wie ein normaler Mensch auszusehen, erzählen wir ihm, dass einmal ein weiser, ja sogar ein weisser, Mann meinte, dass Ausländerfeindlichkeit die andere Seite einer tiefsitzenden Inländerfeindlichkeit sei. "Kann schon sein. Heil Hitler.", murmelt er, als er zu seiner Arbeit voran schreitet und im Vorbeigehen seinen gelben, mit "Skinhead" und "Hooligan"-Aufklebern geschmückten Schutzhelm einem meiner Freunde gekonnt, und vor allem kräftig, in den Bauch schmettert. Wir halten uns in unseren Reaktionen zurück. Wir wissen, dass unser Auftritt bald kommen wird. Während der Mittagspause sitzt Hannes abermals im Aufenthaltsraum. Die Deutsche Hymne wird von seinem Handy trotz der baldigen Erschöpfung des Akkus mit voller Lautstärke durch den Raum gepiepst. Wir wissen was Hannes anscheinend nicht weiß. Hymnen vom Handy abspielen lassen ist nämlich nicht nur peinlich, nein, es kommt auch nicht gut. Eine Hymne muss von einem Orchester in einem Stadion oder von einer Militärkapelle gespielt werden. Nicht von einem Handy. Das ist ja so, als würde man Toni Polster aus "Faust" lesen lassen. Der jugendliche Nazi springt auf und läuft zum Kleiderschrank, wo er die von Weltkriegsabzeichen seines Opas verzierte linke Tasche seiner Bomberjacke öffnet und sein Mobiltelefon mit flinken Griffen aus der Tasche zieht. Beinahe wäre es ihm auf den Boden gefallen, Endreflexe halfen Hannes jedoch, das Handy aufzufangen. Ein Wahnsinn wie geschickt die sind; diese Arier. Nach dem voller Nazivokabeln gefüllten Gespräch setzt er sich wieder neben uns und zeigt uns sein Handylogo: Der Reichsadler. Am liebsten würden wir ihm jetzt eine rein hauen. Das heben wir uns aber auch für später auf. Die Arbeit ist beendet. Schweiß aus ehrlicher deutscher Arbeit läuft Hannes über seine eitrigen Tätowierungen. Als wir wieder im tiefergelegten und wahrscheinlich noch nicht abbezahlten Auto sitzen und zu seiner Freundin fahren, schwafelt uns Hannes mit minderheitenfeindlichem Pseudopolitgewschätz voll. Uns geht es wie einst Stendhal, als er über Kaufleute und Händler philosophierte. Wir könnten gleichzeitig weinen und erbrechen. Das Auto hält in einem dreckigen Arbeiterviertel. Seine Freundin steigt ins Auto. Die Beiden küssen sich. Schrecklich. Ein verwirrter Nazischläger und eine blonde Buffalo-Tussie, deren IQ es wahrscheinlich nicht einmal zu lässt, dass sie sich die auf ihren dicken Oberschenkel eng anliegenden Glockenhosen selbst kauft; geschweige denn anprobiert. In diesem Moment sehen wir aus dem Fenster gen Himmel und flehen zu Gott. Falls es ihn da oben gibt, so wird doch dieser Golf hoffentlich bald an einem Baum kleben. Aber bitte erst morgen; wenn wir weg sind von diesen beiden Züchtungen der populistischen und vernunftlosen Spaßgesellschaft. "Ey, leg doch die Neue von Marilyn Manson ein", schreit das fleißige Lieschen, wie wir Hannes' Freundin nennen, zu eben diesem, der sich gerade mit mir unterhält und darüber erzürnt ist, dass der schlecht breakdancende Türke da drüben erst seit 3 Jahren hier lebt und schon einen Mercedes fährt. Einer von meinen Freunden meint, dass der vielleicht hart arbeitet und sich nicht jede 2. Woche krank schreiben lassen muss, weil er beim Arzt seine Kopfnähte ziehen lässt. Hannes blickt in den Rückspiegel zu uns, auf dass uns die Gänsehaut den Rücken runter läuft. Aber er ist alleine und also ungefährlich. Noch haben wir nichts zu befürchten. Noch... "Ihr müsst nämlich wissen, ich bin Satanistin. Blut und Schwarze Messen und so, falls ihr das kennt?", lallt Hannes' Freundin besoffen zu uns zurück. Als wir sie fragen, ob sie denn die "Satanische Bibel" von Anton Szandor La Vey gelesen habe und die satanischen Lehren kenne antwortet sie nur: "La was?? Ey. Lesen? Was für Scheiss laberst du da. Satanistin bin ich. Blut, Vampire und so. Ach ihr versteht es ohnehin nicht." Wir blicken uns, in der Hoffnung einer von uns hätte an den Ernstfall gedacht und sich ganz palästinenser-like Sprengstoff um die Lenden geschürzt, gegenseitig auf die Bäuche. Um diese beiden Kreaturen sterben zu sehen, würden wir mittlerweile sogar bereit sein, mit in den Tod zu gehen. Ehrlich. Ein bisschen wenigstens. Wenig später sitzen wir wieder bei Hannes zu Hause und sehen fern. Als seine Freundin ihr warmes und von einer mit dem Tod kämpfenden Fliege unfreiwillig beschwommenes Bier über seine auf dem Tisch liegenden Autozeitschriften schüttet, springt dieser auf und schmetterte ihr seine Faust ins Gesicht. Zack. DAS hätte deutscher nicht sein können. Das fleißige Lieschen blutet aus der Nase wie holländische Politiker aus den Schläfen und läuft weinend aus dem Haus. Hannes erzählt uns, dass sie bald wieder kommen würde, denn zu Hause bei ihrem Vater wird sie noch mehr geschlagen, und da entscheidet sie sich dann eben für das kleinere Übel. Normalerweise hassen wir Leute die Frauen schlagen. Aber hier machen wir einmal eine Ausnahme. Wenn sich Hannes anschließend noch selbst eine in seine arische Fresse gehauen hätte, wären wir sogar für einen kurzen Moment glücklich gewesen. Anschließend zeigt er uns stolz wie Christoph Daum seine verheilte Nasenscheidewand, seine verdammt illegale Videosammlung und weißbefleckten Hitlerbilder. In einem Gespräch über Politik und die angebliche Nazi-Insiderszene in der Hannes ist, versucht er uns einem Sektenjünger gleich, propagandistisch von seiner Ideologie zu überzeugen. Wir nicken zwar, wissen aber, dass in unseren Köpfen längst das undeutsche Gedankengut gesiegt hat. Zum Glück. Wir scheissen nämlich auf die Leitkultur. Mit 5 anderen parolenschreienden jungen Neonazis, welche sich mittlerweile zu Hannes und seiner Nazibraut gesellt haben, sitzen wir um ca. halb zehn Uhr in einem verrauchten Gasthaus. Einer der verwirrten Jugendlichen meint zu meinem Kollegen, dass man in der deutschen Sprache die "Fürworter vor die Namenwörter schreibt", als er dessen "Nazis die" - Shirt erblickt. Dem Leibchenträger fällt in diesem Moment wahrscheinlich ein größerer Stein vom Herzen, als man dem jungen Nazi auf den Kopf hauen sollte. Eine interne und verdammt nochmal hoch dotierte Wette innerhalb meines Freundeskreises wurde soeben von ihm gewonnen, da er mit dem Rest von uns gewettet hat, dass niemand dieser Nazis des Englischen mächtig sei, da die meisten von ihnen in diversen Heimen oder Sonderschulen aufwuchsen und somit den Spruch auf seinem Shirt nicht entziffern können. Leicht säuerlich stecken wir unserem Sieger unauffällig die Geldscheine unter dem Tisch zu. Insgeheim waren wir jedoch alle froh die Wette verloren zu haben. Je länger ein Tag dauert, desto mehr formieren sich die Nazibanden und um diese Zeit ist kein Glatzkopf im Land mehr alleine und also sind Schlägereien oft schon beim ersten "Hast du grade meine Freundin angesehen" provoziert. Als ob irgendwer diese germanischen Amazonen ansehen würde. Wir klopfen auf die Hosentaschen unserer zerrissenen Jeans und spüren die Ausbuchtungen unserer Pfeffersprays. Aber noch; noch bleiben die guten Dinger verborgen. Es ist kurz vor Mitternacht. Wir ziehen Bilanz des heutigen Tages. Wir haben von insgesamt 7 Idioten (6 Nazis und Hannes' Freundin) den ganzen Tag lang gerade mal 2 vernünftige Sätze ("Ob Schröder, ob Stoiber, ist doch alles scheisse.." "Endlich wieder Knight Rider auf RTL, der is sooo cool.") gehört und die Nazibraut wurde insgesamt 5 mal von 3 unterschiedlichen Leuten geschlagen und 1 mal von 2 Leuten ge......Schlägereien mit Ausländern waren auch nicht zu beobachten, da die ausländischen Gruppen zahlenmäßig weit überlegen waren. So ganz ohne Gewalt wollen wir die Pseudonazis (die wirklichen Nationalisten bekleiden ja hohe Positionen in Politik und Wirtschaft, oder joggen gemütlich durch den Park und würden sich mit solch jugendlichen Schlägern nie und nimmer abgeben) aber auch nicht zurücklassen und außerdem müssen wir auch den Kauf des Pfeffersprays rechtfertigen. Kurz nach 3 Uhr früh verabschieden wir uns von den besoffenen Nazirecken. Wir strecken die Hand zum Hitlergruß aus. Natürlich mit Pfefferspray. Wir sprühen den Schlägeridioten und dem fleißigen Lieschen sämtliche Tränen aus ihren Säcken. Sehr lange. Aber sicher nicht zu lange. Als sie bereits am Boden liegen treten wir jedem von ihnen noch mal gehörig in ihren deutschen Bierbauch. Nur der Nazibraut nicht. Der sprühen wir noch mal in die Augen. Aus. Die Pfeffersprays und die Geschichte. Wir setzen uns müde ins Auto und fahren nach Hause.