US-Milliardär Bruce McCaw plant Zusammenarbeit mit BAR-Honda. Andere Sponsoren sollen folgen
Von Burkhard Nuppeney
Berlin - Wenn alles klappt, erlebt die Formel 1 im nächsten Jahr das Comeback einer Legende: Mit dem Namen des Lotus-Teams, mit 79 Siegen und vier Weltmeisterschaften Vierter in der ewigen Bestenliste, wagt der US-Milliardär Bruce McCaw seinen Einstieg in die Königsklasse des Automobilsports. Der Amerikaner, der sich in diesem Jahr beim Grand Prix von Monte Carlo zum ersten Mal vorgestellt hat, will als Vermittler oder als Partner mit dem Team BAR-Honda und dessen Teamchef Craig Pollock den 15 Millionen Dollar schweren Plan umsetzen. Das englische Lotus-Team schrieb von Ende der fünfziger bis Mitte der achtziger Jahre Formel-1-Geschichte. Die besten Piloten fuhren für Lotus, zum Beispiel Jim Clark, Graham Hill, Mario Andretti, Jacky Ickx, Ronnie Peterson, Jochen Rindt und Ayrton Senna. Lotus-Designer Colin Chapman gilt in der Formel 1 als einer der genialsten Konstrukteure. Der Lotus-Rennstall musste 1994 aus finanziellen Gründen aussteigen und ist jetzt im Besitz von Peter Hunt, einem Bruder des Formel-1-Weltmeisters James Hunt.
Für die Offensive des US-Milliardärs gibt es zwei Gründe.
Zum einen wollen McCaw und Pollock durch den Kauf der Namensrechte an Lotus dem bisher farblosen BAR-Team mehr Schwerkraft, Emotion und damit öffentliche Präsenz verpassen. In Zusammenarbeit mit dem Hauptsponsor BAR würde das BAR-Auto in Lucky Strike Lotus umgetauft. Das Gesamtpaket würde somit an den legendären schwarz goldenen John Player Lotus der siebziger Jahre erinnern.
Zum Zweiten gilt der clevere McCaw in Formel-1-Kreisen und bei Experten als kompetenter und glaubwürdiger Vorreiter einer entschlossenen US-Sponsorinitiative in der Formel 1. Was nichts anderes heißt: Topmanager und ihre Konzerne aus den USA setzen nach der Katastrophe vom 11. September in New York verstärkt auf die weltweite Bühne der Formel 1. Die angekündigten Rennen in Russland, Libyen, China sowie das von Bernie Ecclestone und der Fia angepeilte verstärkte Engagement in Asien öffnet allen Formel-1-Partnern neue Märkte. Der US-Sender ABC übertrug jetzt erstmals live im terrestrischen Fernsehen den Grand Prix aus Indianapolis. Während man sich bei Coca-Cola seit Jahren schwer tut, eine globale Entscheidung zu Gunsten der Formel 1 zu fällen, soll sich die Pepsi Corporation bereits mit dem Softdrink Seven Up für 2002 bei Williams engagiert haben.
Auch die US-Firma Kelloggs verhandelt seit längerem mit Neuling Toyota. Das rote Outfit passt, der Preis ist offenbar noch eine Nummer zu groß. Dazu ist bei Toyota der Elektronikmulti Panasonic, eine Blue-Chip-Company, engagiert.
Eine komplette US-Offensive plant mit Hilfe des Formel-1-Vermarkters Ecclestone das britische Arrows Team. Red-Bull-Eigentümer Dietrich Mateschitz will demnach seine Option auf eine Mehrheit der Teamanteile von der deutschen Morgan Grenfell abkaufen und mit Billigung von Ecclestone ein Red Bull All American Team auf dem Fundament von Arrows aufbauen. Zwei amerikanische Nachwuchsfahrer sollen gefunden werden, um dem dortigen Publikum Identifikationsfiguren zu liefern. Der Hintergrund dieser Initiative: Ecclestone und Mateschitz wollen für ihr jeweiliges Produkt den US-Markt erobern.
Damit liegen sie für Experten im Trend. Heinz Abel, IFM Medienanalysen in Karlsruhe: "Das Sponsoreninteresse ist gerade in der Formel 1 ungebrochen. Unsere Marktforschung zeigt, die TV-Quoten sind selbst nach Michael Schumachers früh entschiedener WM stabil und teilweise nochmals gestiegen."
So hat der Telefonanbieter Vodafone kürzlich mit 50 Millionen Dollar für die Seitenkästen von Ferrari das in Relation zur Fläche teuerste Sponsoring der Formel-1-Geschichte unterschrieben. Sollte Hauptsponsor Marlboro einmal aussteigen, steht Vodafone bereit, in die Marktlücke zu springen.