Also, ganz ehrlich... es ist mir vollkommen schleierhaft, was alle hier an dem Film so toll finden. Sicher, das Schwarz-Weiß war schön, aber nach einer halben Stunde hat man das dann auch gesehen... Miho war ziemlich stilvoll, aber diese Art von Killer-Asiatin hatte man fast eins zu eins schon in Kill Bill...
Alles in allem fand ich den Film in erster Linie langweilig. Die erste Dreiviertelstunde geht ja noch, aber dann zieht es sich endlos, es ist alles so vorhersehbar, und zum Schluss dann die erste Episode fast wortgleich noch einmal erzählt... ich habe mir tatsächlich überlegt, ob ich eher gehen soll, aber es hätte ja sein können, dass doch noch etwas Unerwartetes oder sonstwie Interessantes kommt... man konnte sich den Film ansehen, aber das war's dann auch schon, meiner Meinung nach.
Insgesamt finde ich den Film recht durchschnittlich. Dieses Urteil setzt sich daraus zusammen, dass der erste Teil (die ersten beiden Episoden) ziemlich schick sind, der zweite Teil Films aber einfach nur noch grottig ist. In den ersten Episoden hat es Story, sie bringen sehr klar eine bestimmte Athmosphäre rüber, sie haben einen klaren Punkt. Dazu kommt dis Schwarz/Weiß Darstellung und auch die extreme Gewaltdarstellung.
Doch dann kommt die Dritte. Sie ist langweilig, vorhersagbar und gezogen wie Kaugummi. Außerdem hatte ich mittlerweile verstanden, nach welchem System das Skript aufgebaut ist. Die Geschichte hat keine neue Aussage gehabt, das was da war leidet unter den oben genannten Punkten. Dazu kommt, Quentin Tarantino hat wieder gemacht, was er mag. Schwertschwingende schick aussehende Asia-Mädel (das Manga-Mädel, es fehlen die roten oder blauen Haare) und "tolle Frauen mit tollen Waffen". Zäh wie Kaugummi, die ganze Sache und vorhersagbar und überraschungslos. Dazu ein Hauptcharakter, der nicht nur auf der Leinwand farblos ist. Der sprechende Tote war nett (sehr nett, "er ist tot und ich bilde mir alles nur ein. Dummerweise hat er dennoch recht"), doch nach der ersten Szene war an sich alles gesagt. Schade. Doch was kommt dann? Die erste Episode war zuende, sie hatte ihren Punkt gemacht, einen sehr guten sogar. Der "gute" Cop möchte vor seiner Pensionierung noch was erledigen und lässt wissentlich alles hinter sich (Frau, das Steak) und opfert sich. Die Story ist zuende, "Ein alter Mann stirbt, ein junges Mädchen lebt. Ein guter Tausch." Sehr schick. Aber dann, er überlebt doch, wird gefoltert, unterschreibt das Universalgeständnis (hatten wir schon mal in der zweiten Episode, danke) und stoplert los. Wir sehen uns noch mal zwanzig Minuten lang genau die gleiche Story mit genau dem gleichen Ende an (den gleichen Charakteren). Der Ausdruck hier ist "wtf!". Wo ist das neue? Der Cop hätte sterben können, dann wäre alles in Butter. Story 3 und der zweite Teil der ersten sind einfach nur noch eine langweilige Geschichte ohne Punkt (wiederholung) in Schwarzweiß. Vielleicht hätte man Story drei noch anschaubar machen können, indem sie in der hälfte oder gar in einem drittel der Zeit erzählt wird, ich weiss es nicht.
Dazu kommen zwei weitere große Kritikpunkte. Erstens die Farbe. Ja, es war ein schickes Stilmittel, aber leider viel zu selten eingesetzt. Was hätte man da noch rausholen können, hier eine Knarre mal auffallender, da mal etwas mehr... der größte Teil des Films war eben komplett in Schwarzweiß und das wars. (Die Szene in der Goldie tot ist und sie in Farbe ist und alles andere in SW ist übrigens eine der genialsten Szenen des Films).
Der zweite Kritikpunkt ist noch viel größer. Sin City is böse. Es ist schlecht, es ist ein Ort der Verdammnis. Aber dennoch "gewinnen" immer die "guten". (Die Bösen sind tot oder ähnliches). Es geht nie wirklich schlecht aus. Der alte opfert sich (er hatte mit seinem Herz eh keine Zeit mehr), das Mädchen lebt, der böse wird umgeschossen, der Serienmörder findet ein grauenvolles Ende und so weiter. Sorry, das passt einfach nicht zu der Athmosphäre, die aufgebaut wurde, es ist ein Verrat und führt die ganze "Sin City" ad absurdum. Story drei viel kürzer, eine weitere Episode, die mal mies ausgeht. (Ich habe mir bei der ganzen Vorhersagbarkeit so gewünscht, das der Cop gehängt bleibt, als er gehängt wurde, das wäre mal was gewesen - aber nee... am Ende halten doch alle Händchen).
Mein Fazit lauten nun: Auf vielen Ebenen genutzes Potential, aber es wurde noch viel mehr einfach verschenkt. Einiges ist verdammt gut, das meiste aber durchschnitt, teilweise sogar geradezu schlecht.
Hier ist meine Empfehlung für alle, die den Film noch sehen möchten: Wenn die DVD rauskommt die ersten beiden Episoden sehen (das sind 30 bis 45 Minuten die es meiner Meinung nach wirklich wert sind) und dann ausmachen.
Ich fand ihn nett (es ist die Mainfestierung von Maennerphantasien in Comicform die man nicht allzu (bzw. gar nicht) ernst nehmen sollte), stilvoll gemacht und mit einigen sehr guten Schauspielern und passenden Spruechen.
Wieso engagiert? Ist doch hier ein Filmkritik-Thread, also muss man seinen Senf dazugeben, wenn man ihn dann auch mal endlich gesehen hat.
Dass man einen Film wie diesen nicht in diesem Sinne "ernstnehmen" kann, ist mir schon klar, und es geht mir auch gar nicht um zu viel Gewalt oder Brutalität oder was auch immer, sondern ich fand ihn wie gesagt (bis auf den Anfang) halt nur langweilig. Sagt mir einfach nichts. Und dass die Schauspieler gut waren, macht für mich noch keinen guten Film aus.
Was ich wirklich interessant finde ... von Dir hab ich noch NIE, weder im Spiel noch bei solchen Diskussionen ein einfaches 'Ja' gehoert (hat jetzt nix mit dem Film, dem Meinungsaustausch oder so zu tun)!
Hm, Chedala, ich kann deine Kritik nachvollziehen, sie trifft auch an vielen Stellen den Punkt. Allerdings sehe ich das Ganze meist nicht so stark negativ.
Sicher, die Episode mit den Nutten hat Schwachstellen, insbesondere die zweite Hälfte davon (ab den Teergruben. Bis dahin fand ich sie recht gelungen).
Und naja, die Wiederaufnahme der Bruce Willis-Episode - jetzt wo du es sagst, nicht gerade glänzend, die zweite Hälfte. Wirkt irgendwie aufgesetzt, unpassend.
Zur Kritik, daß immer die Guten gewinnen - naja, geht so. Der einzige wirkliche Held des Films, der alte Cop, stirbt, wenn auch freiwillig. Stimmt schon, EINE Episode wo mal das Böse siegt wäre ne erfrischende Abwechslung gewesen. Aber da hätte ich dann eher die Episode mit den Nutten empfohlen - da war das Happy End irgendwie noch viel künstlicher als das von der BW-Storyline IMO, ich meine: Ist klar, die Mafiosi laufen wie die Schafe in eine Todesfalle. Warum haben die Nutten überhaupt so ne Panik vor der Mafia, wenn das solche Luschen sind? Von der Tatsache, daß ein Streifenwagen Rafferty ins Nuttenviertel fahren sah und seinem Tod aber nicht nachgegangen wird, solange man seine Leiche nicht findet (!) mal ganz zu schweigen.
Aber wie gesagt, daß sind einzelne Kritikpunkte. Allein die Episode mit Goldie wäre für sich genommen schon ein guter Film, und zumindest die erste Hälfte der Kinderschänder-Story ist auch wirklich gut, eigentlich sogar die erste Hälfte der Nutten-Episode auch.
Und ich fand die grafische Gestaltung mit dem Nutzen des Schwarz-Weiß und der gelegentlichen Colorierung sehr gut umgesetzt.
Achja, und als Abschluß: "Das ist ein echt schöner Mantel den du da hast..."
Ad Musik: Fand ich nicht sooo prickelnd. Einer der Trailer hatte eine wirklich gute und auf die hab ich den ganzen Film lang gewartet - kam aber leider nicht. Ehrlich gesagt kann ich mich aber kaum noch erinnern, kann also für meine Ohren nicht mehr als Durchschnittsware gewesen sein.
ZitatGepostet von Alucatraxa Ad Musik: Fand ich nicht sooo prickelnd. Einer der Trailer hatte eine wirklich gute und auf die hab ich den ganzen Film lang gewartet - kam aber leider nicht.
Das liegt vermutlich daran, dass für Trailer nur im seltensten Fall Musik verwendet, die auch dann im Film tatsächlich auftaucht... Beispiel: Herr der Ringe: Die zwei Türme hatte den Soundtrack von Requiem for a Dream im Trailer (dieses unglaublich bombastisch dramatische Zeug).
Noch verwirrender finde ich es allerdings, wenn in irgendwelchen Dokus Filmmusik auftaucht... meistens passt ja der Inhalt des Films nicht zu dem Inhalt der Doku. Letztens habe ich zum Beispiel in irgendwas Belangloses reingezappt und wurde mit dem K-Pax-Soundtrack begrüßt.
Ich fand den Film auch toll, die 3. Episode war ein schwaches Ende, das hätten sie an den Anfang setzen sollen, dann wäre man mit einem besseren Gefühl nach Hause gegangen, klar, aber die beiden anderen Episoden schlagen das locker heraus und ich fand die farbliche Umsetzung zum Schreien gut.