Ab heute wird in Deutschland der elektronische Reisepass eingeführt. Der Pass enthält einen Chip, auf dem biometrische Daten des Passinhabers gespeichert werden können. Im Moment handelt es sich dabei nur um eine digitalisierte Form des Passbildes, aber 2007 sollen auch zusätzlich Fingerabdrücke in dem Chip gespeichert werden. Darüber hinaus wird in Erwägung gezogen, ob man auch einen Irisscan speichert (Minory Report lässt grüßen!). Das ganze soll fälschungssicherer sein und die Ermittlung von Terroristen vereinfachen.
Was ist Eure Meinung dazu?
Obwohl ich den Wunsch nachvollziehen kann, dass man gerne Fälschungen von Pässen unterbinden möchte, möchte ich aber auch nicht unbedingt wie ein Verbrecher behandelt werden. Und dass ich zukünftigt meine Fingerabdrücke "hergeben" muss, obwohl ich nichts getan habe, hinterlässt einen etwas bitteren Nachgeschmack bei mir.
Persönlich habe ich damit ehrlich gesagt überhaupt kein Problem, zumindest was mich selbst angeht. Mich würde es nicht besonders stören, wenn jemand meine Fingerabdrücke für den Pass haben möchte (wobei ich sowieso noch nie einen Reisepass gebraucht habe) - letztendlich ist das auch nur ein persönliches Erkennungsmerkmal, und ich finde es per se auch nicht so ungeheuer verbrechertypisch... zumal ich ja weiß, dass ich (klein und) unschuldig bin.
... wenn es denn wenigstens "Fälschungssicher" wäre. Das aktuelle Konzept ist aus technischer Sicht kaum mehr als ein Politikertraum "Biometrie" klingt super, kennt man aus den Filmen... naja, was solls... der dicke Brocken Überwachung kommt erst noch (nach und nach über die nächsten zwei Jahrzehnte...)
ich denke, dass ist ein Trend, der mit fortschreitendem Terrorismus nicht mehr aufzuhalten ist. Seht euch nur mal die Einreisebedingungen in die USA an, da wird in absehbarer Zukunft gar keiner mehr reingelassen, der nicht so`n Pass hat... ... und warum viele Leute ihre Fingerabdrücke nicht hergeben wollen, wenn sie doch nichts zu verbergen haben ??? Ihr Foto geben sie doch auch her...
Warum keine Kamera in deinem Wohnzimmer, wenn du nichts zu verbergen hast? Warum keinen GPS-Sender in deinem Kopf, wenn du nichts zu vergergen hast? Warum keine Bundesweite Gendatenbank (bei der Geburt werden proben genommen), wenn du nicht vorhast, Verbrechen zu begehen? Warum keine Gesichtserkennung in den Mautautobahnbrücken, wenn du nichts zu verbergen hast? Warum nicht der Polizei ein allgemeines Durchsuchungsrecht zugestehen, wenn du nichts zu verbergen hast? Warum, ja, warum wollen wir eigentlich keine Gedankenpolizei, zu verbergen haben wir ja nix.
Das Problem ist a) das schrittweise vorgehen, und b) die Biometrie bringt kein mehr an Sicherheit (ist auch nicht fälschungssicher), sondern nur ein mehr an Überwachung - und wenn es die Möglichkeiten gibt, dann wird es auch irgendjemand jemand machen.
Und das Terroristenargument... 1. Wo sind die Horden an Terroristen eigentlich? Es gab früher ab und zu mal einen starken Anschlag... das hat sich auch seit dem 11.9.2001 nicht geändert. Es gibt Anschläge auf das US-Militär, aber die haben auch selbst gesagt, dass sie im Krieg sind. 2. Die ganzen Terroristen, die bislang zugeschlagen haben, sind im Fall A nie vorher aufgefallen (London) oder sind durch Ermittlungspannen und Schlamperei der Behöreden nicht behelligt worden (11. September). Wen nun behauptet, dass das besser wird, in dem man mehr Material sammelt, dann verstehe ich das nicht, die Geheimdienste sind doch schon mit dem überfordert, was sie heute schon an Daten haben.
Und abschließend: Überlegen wir uns welche Gründe es für die islamischen Fundamentalisten gab, als Terroristen im Westen aktiv zu werden. Sie fühlen sich a) durch den doch schon aggressiv vorangetriebnen Kapilatismus in ihrer Kultur bedroht unf durch das Christentum in ihrer Religion. Jeder, der sieht wie das mit Halliburton im Irak gelaufen ist, braucht kaum noch weitere Beweise, dass da eventuell was dran ist. Viele hier im Westen sind darüber auch sauer, nun stellt man sich mal vor, aus einer komplett anderen Kultur zu stammen. Keiner, rein keine dieser Ursachen wird dadruch bekämpft, dass hier biometrische Pässe eingeführt werden. Und solange die Ursachen bestehen, müssen wir noch viel, viel weiter gehen, wenn wir die Terroristen die einfach mal mit dem Klapperbus hier einreisen (Typ 1) oder die hier schon seit 35 Jahren wohnen (Typ 2) abfangen wollen... daher ist das alles irgendwie... dumm.
Btw, ich bin nicht generell gegen Kapitalismus, wiederaufbau im Irak oder biometrische Daten, nur die aktuelle Form ist ziemlich unbefriedigend.
Naja, ich denke bis zur Gedankenpolizei wird es wohl noch ein weilchen haben, wenn es nach mir geht länger als ein Leben, und wenn man dann ein Liebesministerium errichten lässt oder vergnüglich Soma austeilt, dann ist das Schuld der Bevölkerung, die einfach nicht aufgepasst hat, rechtzeitig die Macht wieder in die Hände zu bekommen. Wir könnten nächste Wahl ja mal versuchen der FDP über 50% zu verpassen, dann wird es vielleicht wieder eine Wende geben, rein hypothetisch natürlich.
Was jetzt den Pass an sich angeht: Ich habe irgendwie wenig Lust auf Fingerabdruck Nr. XY reduziert zu werden (die Personummer ist schon genug des Guten), das ist mein Hauptgrund für den Schalen Geschmack im Mund, den ich beim Gedanken daran bekomme. Mit einem Foto ist das etwas anderes, Aussehen kann man ändern, wenn sich die Persönlichkeit ändert...für schwache Persönlichkeiten mag es ja einen Vorteil, bringen sich an Fixpunkten ihres Daseins festhalten zu können, ich denke aber, dass ich das irgendwie einengend empfinden würde, wenn ich mir die Augen ausreißen müsste um einen Nauanfang zu machen.
Ansonsten, was Sicherheit angeht würde ich auch nicht den kleinsten Vorteil sehen, weil das System weder fälschungssicher ist, noch den Terrorismus bekämpfen kann, ich schließe mich damit Chedalas Argumentation an.
Hmm... ich muss jetzt gestehen, dass ich "Schily" und "Rice und co" nicht unbedingt in einen Topf werfen würde... das deutsche Biometrieding ist noch ein ganz anderes Thema als amerikanische Lügenbande...
ZitatGepostet von Chedala Warum keine Kamera in deinem Wohnzimmer, wenn du nichts zu verbergen hast? Warum keinen GPS-Sender in deinem Kopf, wenn du nichts zu vergergen hast? Warum keine Bundesweite Gendatenbank (bei der Geburt werden proben genommen), wenn du nicht vorhast, Verbrechen zu begehen? Warum keine Gesichtserkennung in den Mautautobahnbrücken, wenn du nichts zu verbergen hast? Warum nicht der Polizei ein allgemeines Durchsuchungsrecht zugestehen, wenn du nichts zu verbergen hast? Warum, ja, warum wollen wir eigentlich keine Gedankenpolizei, zu verbergen haben wir ja nix.
Na, nun mal nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen... Die Erfassung spezifischer persönlicher Merkmale ist meiner Meinung nach noch kein Eingriff in die Privatsphäre. Deine Zukunftsvisionen sind es da eher schon, wenngleich ich persönlich nicht daran glaube, dass es mal so weit kommt. Es werden nun eben ein paar mehr Daten auf eurem persönlichen Reisepass gespeichert, den ihr für bestimmte andere Länder benötigt. Das dieses für Europa so einheitlich geplant ist finde ich nun mal nicht soooo furchtbar. Übrigens hat sich eine große Mehrheit der Deutschen für die europäische Union ausgesprochen und sollte dabei nicht vergessen, dass man sich dabei auch für kommende Beschlüsse des europäischen Parlaments entschieden hat.
Ich finde diese Vergleiche auch etwas unpassend - schließlich argumentiert ja auch niemand, der zum Beispiel Musik/Spiele/Filme illegal aus dem Internet herunterlädt und somit eine Straftat begeht: "Warum nicht illegal aus dem Netz laden... warum nicht im Supermarkt klauen... warum nicht eine Bank ausrauben... warum keinen Menschen erschießen..." Du kannst einfach nicht alles mit allem vergleichen, nur weil es grob der gleichen Kategorie (im ersten Fall: Überwachung, im zweiten: Straftat) zuzuordnen ist.
Da ist schon ein *kleiner* Unterschied zwischen Gedankenpolizei/GPS-Sender und der Tatsache, dass du Fingerabdrücke speicherst, um eine Person beim Betreten eines fremden Landes zweifelsfrei identifizieren zu können.
Was mir allerdings auch zu denken gibt ist, dass das mit den Fingerabdrücken und dem Passbild auf Druck der USA eingeführt worden ist. Zwar darf man mit seinem alten Pass noch so lange in die Staaten einreisen, wie der alte Pass gültig ist, aber irgendwann wird das eben nicht mehr möglich sein, weil dann nur noch die Pässe mit den biometrischen Daten Gültigkeit haben werden. Wenn man aber ein US-Bürger ist, muss man diesen ePass nicht haben. Da tut es auch ein ganz normaler Reisepass. Das geht meiner Meinung nach gegen die Gleichstellung und ich werde das Gefühl nicht los, dass hier alle Europäer einfacher schlechter bei weg kommen.
Ich hätte wissen müssen, dass sich Leute an der Gedankenpolizei aufhängen (und ich wusste es).
Gendatenbank und automatische Gesichtskontrolle auf der Autobahn sind prinzipiell heute schon technisch möglich, solange auch keine allgemeine Datenbank von allen Bürgern angelegt wird sondern nur mit der Datenbank kriminell gesuchter abgeglichen wird, ist das auch noch nicht typisch "Überwachungsstaat". Dennoch glaube ich nicht, dass die meisten Menschen davon begeistert wären.
Davon abgesehen ist es schon sinnvoll, prinzipiell elektronisch Daten auf Pässen zu speichern, aber was damit gemacht wird, ist absolut noch gar nicht gesichert. Beispiel: Ein Frau will in die USA einreisen, wird wegen irgendwas aufgehalten und darf dann nicht weiter, weil die Zöllner dort in ihre amazon.com Wunschliste geguckt haben und da was drauf war, das "böse" ist. (Nein, das ist kein hypotetischer Fall http://www.intern.de/news/4874.html) Nun überlegen wir uns, was eventuell mit den Daten passiert, die mit noch weiteren, offziellen Mitteln sammeln lassen. Mit großen staatlichen Datenbanken. Das Problem mit den gesammelten Daten ist auch, dass sie nur ein Bruchteil der Wahrheit wiedergeben. Beispiel zwei (ebenfalls authentisch): Eine Firma hat eine Kantine und in der Kantine wurde ein elektronisches Bezahlsystem eingeführt, so dass jeder Mitarbeiter praktisch und schnell mit einer Karte zahlen kann. Der Mann hat nun Geburtstag, lädt seine zehn Kollegen ein, jeder bekommt ein Bier (ich denek mal, 0,2). Am nächsten Tag meldet er sich krank. Einen Tag darauf wird er in das Büro des Chefs zitiert und wird gefragt, was ihm denn einfiele, sich einfach so mittem am Arbeitstag in der Kantine zu besaufen. Was wäre, wenn nun der Chef einfach in die Personalakte eingetragen hätte "besäuft sich am 4.5. während der Arbeitszeit, taucht am Tag nicht auf", die Begründung ist "Die daten sind doch offensichtlich, was gibts denn da zu diskutieren?".
Ich bin nicht gegen biometrische Pässe. Aber ich bin strikt gegen die aktuelle Politik und die Rahmenbedingungen, die festlegen, wie mit den Daten umgegangen wird (es gibt keine). Da sind die USA nur ein Extremfall, aber keiner soll sich täuschen, dass das hier nicht auch unangemessen und leichtsinning eingeführt wird (Im moment ist es der "Guckt mal, wir tun was Effekt", auch wenn - wie ich es sagte - Otto wohl glaubt was gutes zu tun (das sind immer die Schlimmsten, denn die trauen sich die Sachen, mit denen die meisten Böswilligen niemals an die Öffentlichkeit gehen würden.)).
Es gibt auch immer große Probleme, wenn verschiedene elektronische System miteinander abgeglichen werden (das ist ja mitunter genau das, was gerade geplant wird), zum Beispiel das "Kaninensystem" mit dem "Krankmeldesystem". Die ganze Fragestellung rund um die elektronische Datenerhebung ist praktisch endlos komplex, die Möglichkeiten (beachte: Sowohl gute wie auch schlechte) sind überhaupt nicht überschaubar. Jeder, der hier ohne große Bedenken dafür ist, sollte meiner Meinung nach sehr vorsichtig sein. Nur das Positive an diesen Entwicklungen zu sehen, ist mit in meiner kleine Welt etwas leichtsinning.
Wenn etwas erst einmal da ist, ist es da. Und es folgt immer der nächste Schritt. Was mich stört ist, dass die ersten Schritte hier vollkommen blind und vorschnell gemacht werden.
Abschließend möchte ich noch etwas anmerken, das von manchen Leuten genutzt werden kann, um meine ganze Diskussion zu diskreditieren, daher hier ein Disclaimer: Ich weiss, dass ich ein übertriebens Beispiel nutze, es soll etwas deutlich machen! Daher, NICHT sagen "Überwachungsstaat, unrealistisch, daher höre ich auch nicht auf die gemäßtigen Punkte und bürste alles in einem Wusch an! ( - wie es gerade mit dem anderen Posting getan wurde)". Wer war in Orwells Geschichte der "Big Brother"? Es war nicht "die regierung" oder "eine Gruppe böser Männer". Big Brother waren "alle". Genau so ist es auch mit den aktuellen Entwicklungen. Es gibt die Iliminaten oder die Politiker nicht, es gibt keine Regierung, die uns steuern will. Jeder tut einen kleinen Schritt, jeder tut einen kleinen Teil, plötzlich ist alles quervernetzt und die Dinge "geschehen" einfach.
Man sollte nicht vergessen, dass Systeme allgemein eine sehr interessante Eigenschaft haben: Ein System, das nur groß genug ist, verselbstständigt sich zu einen gewissen Grad und ist eventuell von einzelnen Personen (oder Gruppen) gar nicht mehr steuerbar.
(Aktuelles Beispiel ist diese ganze SPD-Koalitionsgeschichte, die wir gerade erleben. Die Dinge geschehen, es gibt Leute, die versuchen lenkend einzugreifen, doch erfordert das ein Unmaß an Kraft. Und bei diesem "System" gibt es im Moment nicht einmal andere Menschen, die versuchen, Gegenkraft auszuüben, so dass alles sogar noch recht überschaubar ist!).
Daher ist mit all dem ganzen Kram mit den Pässen und Daten und anti-Terror gesetzen wesentlich mehr Vorischt angebracht, als europäische und amerikanische Politik im Moment aufbringen.
... ich warte auch noch drauf, bis ein Irisscanner mal nichts mit meiner anfangen kann... vermutlich muss ich dann unterschrieben "Weil ihr Computer nichts damit anfangen kann, gibt es mich gar nicht."