Bei uns im Dorf hat gestern Abend ein 19jähriger seinen Vater umgebracht. Irgendwie bei einem Streit mit dem Baseballschläger erschlagen... Ich weiß nicht, wer das war, wurde ja nicht gesagt in den Nachrichten, aber ich kenne ihn mit Sicherheit... Ich muss zugeben, ich habe einen ziemlichen Schock gekriegt, als ich im Radio "Familientragödie im oberbayerischen ... " gehört habe. Ich war gerade auf dem Heimweg. In so einem Moment denkt man nur "Hoffentlich nicht meine Familie/Freunde!" Und man ist dann tatsächlich erleichtert, so gefühllos das auch klingen mag, wenn man herausfindet, dass es einen nicht persönlich betrifft...
Gefühllos? Klar. Fremde sind eben nicht die eigenen Leute. Aber mach dir keine Vorwürfe, das scheint eine recht normale reraktion zu sein und du bist schon dadurch gerettet, dass es dir auffällt, wie gemein und irrational das ist.
Aber wie gesagt, der "mich (mein dorf/meine Familie/mein Land) trifft es nicht Effekt" ist schon immer wieder eine recht harte Sache, wenn es doch mal trifft. Ja, die gute alte selbsttäuschung hat mal wieder zugeschlagen und keiner von uns ist da immun gegen...
Das ist ja nur der erste Schreck und die darauf folgende Erleichterung, wenn man weiß, daß es den Menschen, die einem wirklich nahe stehen gut geht. Die ganze Sache macht Dich ja nicht weniger betroffen. Wenn man hört, dass so etwas in seinem eigenem Dorf passiert, nimmt einen das immer mit . [f1][ Editiert am: 24-06-2002 15:28 ][/f]
Hört mir keiner zu, was ich über Selbsttäuschung sagte? Ein Bekannter studiert an der TU-Harburg und kannte da ein paar Möchtegernpiloten. Ich hatte hier schon noch andere Dinge geschrieben über scheintwelt und wundern, aber das war dann doch ein wenig zu böse...
also, wenn man mal in den nachrichten sieht, das was passiert ist und sich "freut", dass es mal wieder "nur" ein fremder war, sollte man dran denken, dass es das nächste mal jemand den man kennt sein könnte. Oder man selber. aber man sollte sich bloß nicht den tag vermiesen lassen...das ist das wichtigste daran!
Aus Eigenschutz schottet man sich ab....und wenn man es nicht machen wuerde, wuerde man daran zugrunde gehen.
Es trifft einem schon, wenn man hoert, dass so etwas in einer kleineren Gemeinde, wie einer Kleinstadt oder Dorf geschieht. Mit Sicherheit kennt man die Familie, aber hatte halt keinen engen Kontakt dazu. Man macht sich seine Gedanken darueber, ueber das warum.
Aber gleichzeit ist man doch erleichtert, dass es nicht die eigene Familie und der enge Freundeskreis getroffen hat und das finde ich, ist eine sehr natuerliche Reaktion.
klar, dass man sich ein wenig abschottet. Aber viel schotten sich komplett ab. Und dann ist der schaden hinterher um so größer. Man weiss, dass es ein Schein ist und hält dennoch dran fest...ein wenig ist ok, aber wie alles kann man es auch übertreiben...
Ich denke auch diese Selbsttäuschung ist ne reine Schutzmassnahme. Ich denke mal jeden ist klar das es einen auch selber passieren kann und um ehrlich zu sein geht mir das bei den meisten Nachrichten auch durch den Kopf wenn mal wieder irgendwas schlimmes passiert ist.
Aber ich denke solange man sich darüber bewußt ist das es halt nicht nur den anderen passieren kann.
@Chedala: Nein zuhören tue ich dir nicht aber ich habe dein Post gelesen weiß nur nicht wieso du das in Frage stellst
ZitatGepostet von Chedala klar, dass man sich ein wenig abschottet. Aber viel schotten sich komplett ab. Und dann ist der schaden hinterher um so größer. Man weiss, dass es ein Schein ist und hält dennoch dran fest...ein wenig ist ok, aber wie alles kann man es auch übertreiben...
Aeh ... wie wuerde man den sonst damit "richtig" umgehen?
Mit Selbstmord / Mord / Tod im Bekanntenkreis hat man doch schon ziemlich zu verarbeiten. Manche packen das nicht (mal). Wie soll man denn mit den anderen umgehen, die man nicht kennt und was meinst du in dem Zusammenhang mit abschotten?
Das mit dem Schein ist nicht nur Selbstschutz, sondern auch ein Gutteil Pragmatismus! Wie willst du dein Leben sonst regeln?
Ich glaube, es war weniger auf die Sache mit dem Tod bezogen, sondern auf das Abschotten allgemein. Ansonsten stimme ich Dir zu, AZOG. Es muss ja irgendwie weitergehen, ich denke, da ist der Drache auch Deiner Meinung.
Es ist schon oft erwähnt worden, aber das abschotten ist eine Schutzreaktion der Psyche. Da kann man auch nichts gegen machen. Denn wenn der Geist sich nicht damit schützen würde, würden wir vor Kummer, Leid und Trauer eingehen.
Ich weiß nicht, ob man die Frage allgemein beantworten kann. Denn jeder lässt nur das an sich heran, was er auch verkraften kann. Bei dem einen ist es mehr, bei dem einen weniger.
'Schlimm', finde ich, wird es erst, wenn jemand sagt, das interessiert mich alles nicht und es ist doch egal, was im Nachbarhaus passiert. Mich interessiert nur, was mir passiert. Das finde ich falsch und schlimm. Aber solange man drüber nachdenkt und sei es auch nur ein Aufatmen, dass es einem selbst nicht passiert ist oder einem Verwandten/Bekannten, ist das in Ordnung.
Also, der Drache hat ja was von "boesem Erwachen" gepostet. Das heisst, es kann einen auch selbst treffen.
Z. B.
Ich fliege z. B. viel, und die Gefahren sind mir ja nicht unbekannt (nicht nur nach dem 11. September) ... Konsequenz, keine, weil es nix bringt.
Dazu die Konventionen eben nicht ueber die "Unabwendbarkeit" von Kathastrophen zu reden!
Und wenn die ganze Luftwaffe Japans die Stadien beschuetzt, wenn Leute wollen und sich ueber das "zurueck" keine Gedanken machen, ist die Chance erschreckend hoch, dass sie ihr Ziel erreichen ... und man weiss es und ... zieht keine Konsequenzen, welche auch
Das laest sich fortsetzen z. B. Wasserversorgung! Haetten sich die Leute mit den Milzbranderregern z. B. mehr "Gedanken" gemacht ....
Oder die Sicherheitsvorkehrungen in deutschen Flughaefen "ausserhalb" des Securitybereichs ... ein Witz. Da kann man mit einer Hunderschaft vollbewaffnet eindringen (im Gepaeck) auf dem Klo scharf machen und dann ... Konsequenzen fuer dich, mich?
Nix. Dagegen angehen (z. B. die Umstaende die dazu fuehren)? Geschenkt!
Ich kann und werde dir nicht sagen, was man tun kann. Das muss jeder selber entscheiden. Jeder mensch ist anders.
Ich weiss, was ich machen muss, aber ist sicher meine geisteshaltung anders als bei der mehrheit der menschen. ich sagte, was meiner meinung nach falsch ist. Mabn darf sich der realität nicht verschliessen, die nunmal hart sein kann und viele dinge sind unausweichelich.
Man soll nicht abstumpfen. man kann gerne eine gewisse distanz wahren, aber nicht zu sehr in seiner illusion der komplett heilen welt leben. das ist meiner meinung nach eine missachtung der realität und früher oder später kriegt sie uns alle!
ZitatGepostet von Chedala Ich kann und werde dir nicht sagen, was man tun kann. Das muss jeder selber entscheiden. Jeder mensch ist anders.
Ich weiss, was ich machen muss, aber ist sicher meine geisteshaltung anders als bei der mehrheit der menschen. ich sagte, was meiner meinung nach falsch ist. Mabn darf sich der realität nicht verschliessen, die nunmal hart sein kann und viele dinge sind unausweichelich.
ich hab mal ein referat über ethische und moralische grenzen gehalten, da ist sowas drin vorgekommen, wenn zwar auch nur ansatzweise... hab mich anderen themen im vordergrund gewidmet.
ZitatMan soll nicht abstumpfen. man kann gerne eine gewisse distanz wahren, aber nicht zu sehr in seiner illusion der komplett heilen welt leben. das ist meiner meinung nach eine missachtung der realität und früher oder später kriegt sie uns alle!
Mal schauen, ob ich meinen Text heute loswerden kann, nachdem ich gestern mal wieder 'tot' war.
Womit wir mal wieder beim Thema wären.
Man lebt in ständiger Gefahr... ...ich kann morgen früh aus dem Haus gehen und auf dem Weg zur Arbeit wird gebaut. Dort kann mir ein Dachziegel auf den Kopf fallen. Oder ich kann stolpern und direkt vor die U-Bahn fallen oder vom Auto überfahren werden, oder mitten in einen Drogenkrieg geraten und erstochen/erschossen werden...
Man lebt jeden Tag mit etlichen Gefahren. Wir denken nur nicht weiter drüber nach, weil, wie Du es schon gesagt hast, es eh nichts bringt, weil es dadurch weder abgewendet, noch besser wird.
Wir leben einfach weiter still und leise vor uns hin und denken uns unseren Teil und versuchen das bestmöglichste aus unserem Leben zu machen. So, dass wir, wenn wir einmal alt sind, zurückblicken können und mit ruhigem Gewissen sagen können: ICH BEREUE NICHTS VON DEM, WAS ICH GEMACHT HABE.
Meine Stiefmutter fragte mich einmal, kurz nach dem 11. September, wie ich jeden Morgen so seelenruhig nach Frankfurt rein fahren könnte. Sie hätte wahnsinnige Angst. Meine Antwort: "Was soll ich machen? Mir bleibt nichts anderes übrig." Hätte es mir etwas gebracht, drüber nachzu denken? NEIN, ich hätte nur Angst bekommen und damit das Schicksal herausgefordert.