Kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Amt hat der Gouverneur von Illinois, George Ryan, alle 157 zum Tode verurteilten Gefangenen in dem US-Staat begnadigt. Die meisten Strafen wurden in lebenslange Haft umgewandelt.
Das Rechtssystem sei defekt: "Ich will mit der Todesmaschinerie nicht mehr herumpfuschen", sagte Ryan in seiner mit Spannung erwarteten Rede in Chicago. Eine dreijährige Untersuchung habe zahlreiche Schwachstellen zu Tage gefördert. "Durch unser System spuken die Fehlerdämonen", sagte Ryan. Dies beziehe sich sowohl auf die Prozesse als auch auf die Entscheidungen über die Todesstrafe. Das Strafsystem sei "willkürlich und unberechenbar". Für die Angehörigen der Opfer zeigte Ryan Mitgefühl. Die ungerechte Verurteilung von Tätern könne ihrem Trauerprozess jedoch nicht dienen.
Ryans Sprecher Dennis erklärte, der Gouverneur habe nur in wenigen der 157 Fälle Zweifel an einer Begnadigung gehabt. Letztlich sei er aber zu dem Schluss gekommen, dass nur die Begnadigung aller die richtige Entscheidung sei. Die Familien der Mordopfer habe er über seinen geplanten Schritt informiert.
Der am Montag aus dem Amt scheidende Ryan hatte bereits im Jahr 2000 ein Moratorium über Exekutionen in Illinois verhängt. In den letzten Monaten prüfte er außerdem Gnadengesuche von mehr als 140 zum Tode verurteilten Häftlingen. Erst am Freitag hatte er vier zum Tode verurteilte Gefangene begnadigt und drei von ihnen auf freien Fuß gesetzt, weil sie fälschlicherweise vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt worden seien.
In jüngster Zeit häufen sich die Fälle, in denen mit Hilfe von DNS-Analysen Justizirrtümer aufgedeckt werden. Insgesamt 90 Todesurteile wurden im vergangenen Jahr aufgehoben oder in Haftstrafen umgewandelt. Landesweit wurden 2002 insgesamt 71 Menschen hingerichtet.
Grad haben sie in den Nachrichten gesagt, die Befürworter der Todesstrafe sehen dadurch den Opfern unrecht getan. Wie bitteschön kann man einem Mordopfer Recht tun, wenn man einen unschuldigen hinrichtet?
Schön, offensichtlich haben da doch noch ein paar Politiker am Drücker Hirn. Aber irgendwie bezeichnend, dass er das getan hat, kurz bevor er geht... jetzt kann man ihm ja nicht mehr viel. Zudem fraglich, ob sein Nachfolger ähnlich ist...
Es sind fast 200 Menschen, die ihm sein Leben verdanken, und wenn mich nicht alles täuscht, ist einmal begnadigt immer begnadigt, wenn er nicht wieder für was anderes verurteilt wird. 200 Menschen, die ihm alles verdanken. Dazu Ehepartner, Kinder...
Sicher müsste es davon mehr geben, aber auch wenn sein Nachfolger anders ist als er, ist es doch ein Anfang. Vielleicht überlegen dadurch andere auch mal.
Jo, ist eine Aktion, die Herrn Bush bestimmt nicht schmeckt.
In wievielen Bundesstaaten gibt es die Todesstrafe eigentlich noch 22 oder so? Sind aber nicht alle soviel ich weiss (deswegen haben die doch drauf gedraengt, den Washington Sniper in Virginia (?) vor Gericht zu bringen, weil sie dort noch die Todesstrafe haben).
Sind also doch nicht alle verrueckt da drueben .. die lauten indes schon!
In 39 (!) Staaten gibt es die Todesstrafe noch. Obwohl es in manchen schon ein Moratorium für die Todeskandidaten gibt und in anderen sie schon lange nicht mehr verhängt wurde.
In 39 ??? Ich dachte immer, nur in Texas . Irgendwie finde ich das erschreckend . Wenn man mal bedenkt, dass einige Länder zumindest so tun, als bemühen sie sich in Europa um Gleichheit, Menschenrechte usw. , damit sie in die EU aufgenommen werden, so ist es im Gegensatz dazu wirklich ein Ding, dass es noch in sooo vielen Bundesstaaten der USA die Todesstrafe gibt. Also, während man hier einfach kein Land in die EU aufnehmen würde, in dem es noch die Todesstrafe gibt und Menschenrechtsorganisationen auf die Barrikaden gehen wegen der politischen Situation in China (nur ein Beispiel), habe ich den Verdacht, dass man mit den Vereinigten Staaten weniger ein Problem hat (sind halt die Vereinigten Staaten: groß, mächtig und wirtschaftlich einflußreich ).
Bevor ich jetzt anfange, über die USA herzuziehen, möchte ich kurz erwähnen, dass es auch schöne Ecken dort gibt. Ich war da mal im Urlaub und es hat mir ganz gut gefallen. Aber gewissen Dinge bringen mich echt auf die Palme!
Da ist eine Begnadigung der erste Schritt zur Besserung . Würde nicht schaden, wenn die übrigen 38 Staaten nachziehen. [f1][ Editiert am: 12-01-2003 23:31 ][/f]
Das Problem der Resozialisierung von Gewalttaetern bleibt aber ein grosses!
Wobei unbestritten bleibt, dass in (von hier aus betrachtet) die USA nichts tun, um z. B. die hohen Mordraten in den Griff zu bekommen -->"It's the economy stupid!" Wobei sich die Frage stellt, inwieweit eine gute oder schlechte Wirtschaftslage wirklch die 'Mordrate' in den USA beeinflusst ... kenn da leider keine Statistik.
Stimmt, das mit der Resozialisierung ist ein Problem . Ich bin auch nicht der Meinung, dass man einen JEDEN Gewaltverbrecher begnadigen sollte. Bei der Vorstellung sträuben sich mir alle Haare. Todesstarfe kann jedoch keine Lösung sein - höchsten die, dass man niemanden mehr resozialisieren muss . Ich wollte jetzt noch was zur Wirtschaft anmerken, habe aber den Faden verloren .
Hehe wirklich eine Richtige Entscheidung. Vielleicht setzt das jetzt ja einen Stein ins Rollen und andere ziehen mit, zumindest für genügend Aufsehen müßte das ja gesorgt haben. Persönlich bin ich auch kein Befürworter der Todesstrafe, denk da an Gandalfs HDR Zitat.... (keine Lust das jetzt hier hin zu schreiben, kennt doch eh jeder *g*). Auch wenn's vielleicht nicht wirtschaftlich ist, dann doch lieber Lebenslang einsperren
Wenn es vielleicht jemanden abschrecken würde, sprich die Verbrechensrate sinken würde, könnte man vielleicht noch einmal drüber reden, ob es denn sinnvoll ist, aber es schreckt ja niemanden ab. Und die Resozialisierung ist hierzulande (ich glaube, knapp 80% Erfolg bei 'leichten' Verbrechern) wesentlich erfolgversprechender, als in den Staaten.
Sicherlich ist unser Rechtssystem bei weitem nicht perfekt, es könnte durchaus mal eine knallharte Reform vertragen, aber es ist um Klassen besser als in den Staaten. Wie so einiges übrigens. Obwohl wir stark dorthin tendieren - leider.