"Der Kommunismus ist keine Reaktion gegen den Fehlschlag (des Kapitalismus) ... Er ist vielmehr eine Reaktion gegen seinen relativen Erfolg. Er ist ein Protest gegen die Leere des wirtschaftlichen Wohlstands, ein Appell an den Asketen in uns allenzugunsten anderer Werte. (...) es ist die idealistische Jugend die allesamt mit dem Kommunismus spielen, weil er der einzige spirituelle Appell ist, der ihnen auf der Höhe der Zeit erscheint."
John Maynard Keynes, 1934
Vielleicht überraschts einige, (oder vielleicht auch nicht) aber seit einigen Wochen bin ich Besitzer der „roten Karte" Mitglied bei der KJÖ-Braunau (Der erste der jetzt Katholische Jungschar? fragt bekommt einen verschimmelten Keks )
Wieso? Ganz einfach, es war der nächste logische Schritt. Wie vielleicht einige mitbekommen haben bin ich seit geraumer Zeit unzufrieden mit dem politischen und geistigen Holocaust Europa bzw. der gesamten Weltpolitischen Lage. Es hat mich innerlich richtig zerfressen, da ich einerseits zwar ständig über solche Sachen aufrege aber andererseits jeden Abend zu Hause sitz und nichts dagegen tu. Ich bin Freidenker, Atheist, Humanist und Sozialist. Und da soll mir noch jemand erzählen das die KPÖ da nicht genau das richtige für mich ist? Natürlich könnte man jetzt sagen die KP ist eine Partei wie jede andere, dachte ich anfangs auch. Ist sie aber nicht. Was mich zum beispiel ansprach, waren die innerpateischen Streiterein, die wirklich enorme Ausmaße hatten. Man kann von einer so einer Gruppierung kaum erwarten, dass sie geeint hinter der Entscheidung des ehrenwerten Obmann stehen. Zum Glück nicht...
Aber richtig ausschlaggebend war eigentlich eine Situation auf einem Fest vor einigen Wochen. Wie es schon des öfteren war versuchten einige Neonazis uns anzustänkern, da einige meiner Freunde (im übrigen ich auch) für solche Leuten eigentlich weniger Geduld aufbringen können, war klar worauf das alles hinauskam.
So ziemlich im letzten Moment (dramatisch, nicht? ) tauchte dann aber ein befreundetes KJÖ-Mitglied auf und diskutierte die Faschos Grund und Boden, in diesem Ausmaß hab ich das wirklich noch nicht erlebt. Wenig später zogen diese dann (schwer verwirrt) ab.
Naja, und so werden Probleme mit derartigen Leuten grundsätzlich gelöst. Mit ihnen reden.
Die politische Aufgabe der KP in der heutigen Zeit? Bedarf erklärung da ihr ja keine KPD habt (oder irre ich mich da?). Natürlich gibt es kein einheitliches Ziel, da es wie gesagt, zuviele unterschiedlich Meinungen innerhalb der Partei gibt. Aber die Aufgabe die wohl jede KP-Gruppierung recht gewissenhaft verfolgt, ist alle Mängel und Fehler der jeweihligen Regierung aufzudecken, und so laut wie möglich kritisieren. Hier kann ich wohl durch meine Beziehungen zur Zeitung und die Möglichkeit (gute) Flugblätter zu schreiben und drucken einen guten Dienst leisten.
naja, ich hab schon ein ungefähres Bild davon wer von euch, mir zustimmt, wer mich kritisiert und wems egal ist
Gut, dann will ich mal deine Erwartungen erfüllen und dich kritisieren.
Zuerst mal ein sehr schönes Zitat, weiß im Moment nicht mehr genau von wem, aber egal: "Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen." Wenn dir das nicht gefällt, nimm Chedalas Signi (die war das doch mit dem Himmelversuch=Hölle, oder?).
Was ich damit sagen will: Kommunismus ist ein schönes Ideal, das nicht funktioniert - ähnlich wie Demokratie. Da aber das Ideal des Kommunismus noch höher ist als das der Demokratie, schlägt er in der Praxis um so verheerender Fehl. Du sagst es ja selbst: Es gibt sehr viel Streitigkeiten innerhalb der Partei (gut, zugegeben, besser als erzwungene Einigkeit), und es fällt schwer, ein Ziel der Partei(gruppen) festzustellen - vom Kritisieren der Regierung einmal abgesehen. Schön, sehr lobenswert. Allerdings macht man es sich damit etwas zu einfach, und außerdem führt es zu nichts. Ich kann auch alle Fehler der jetzigen Politik anprangern und dann darüber meckern. Ist aber nicht gerade konstruktiv.
Ja du hast Recht, wir haben keine kommunistische Partei, und das mit gutem Grund. Denn in Deutschland gab es einige eher unangenehme Erfahrungen mit dieser politischen Richtung. Wenn jedem Nationalisten heute auf Grund der Nazizeit zurecht misstraut wird, dann kann man nach den DDR-Erfahrungen auch nicht gerade den Kommunismus gutheißen. Nicht, daß ich diese beiden totalitären Systeme gleichsetzen will - diesen allzu häufigen Fehler will ich nicht machen. Aber beide waren Unrechtsstaaten, die einen dauerhaften Makel auf jede mit ihren Zielen assoziierte politische Bewegung werfen. Sicher gibt es noch einige DDR-Fans in der ansonsten schwer einzuordnenden PDS, aber schließlich gibt es die auch auf der rechten Seite des politischen Spektrums.
Selbst wenn viele Kommunisten darauf verweisen, daß die DDR nicht exemplarisch für jedwede kommunistische Politik zu sehen ist, so gibt es doch jede Menge anderer, noch negativerer Beispiele (brauch ich jetzt wohl nicht wirklich aufzuzählen, oder?). Es gibt nicht ein Land auf der Welt, in dem eine kommunistische Machtergreifung die Lage der Gesamtbevölkerung verbessert hätte - außer durch Nebenfaktoren, auf welche die jeweiligen Machthaber keinen Einfluß hatten.
Gut, magst du jetzt sagen, aber eine Beteiligung der österreichischen Kommunisten an der Staatsmacht sieht für die nächste Zukunft nicht sehr wahrscheinlich aus. In diesem Fall frage ich dich: Wieso sollte man sich für etwas engagieren, daß man für nicht durchsetzbar hält?
Zunächst Mal möchte ich loswerden, dass der Begriff "Holocaust" doch ein wenig vorbelastet ist, weshalb ich mit seiner Verwendung vorsichtig wäre .
Was den Kommunismus angeht, so finde ich, dass die Idee an und für sich nicht schlecht war. Scheint aber nicht zu funktionieren, wenn man diese Idee umsetzen will (siehe ehemalige Sowjetunion).
Ansonsten ist doch selbst Österreich ein freies Land . Wenn Du Dich da wohl fühlst und Deine Interessen vertreten werden...
Du hast aber Recht, dass die Leute dazu neigen, immer zu meckern und selbst gar nichts zu tun, um die Lage zu verbessern (mich eingeschlossen). Von daher finde ich es schon gut, wenn jemand "aktiv" wird. Das politische Programm der von Dir genannten Partei ist mir im Moment allerdings nicht so geläufig .
@Anessa: Naja, ob man nun still vor sich hin meckert oder in einer politischen Organisation seine Meckereien weit verbreitet - ändert nichts am Grundprinzip des Meckerns!
eine politische Organisation ist lauter und kann die Öffentlichkeit auf Probleme aufmerksam machen, hat man die Öffentlichkeit gewonnen, hat man überhaupst gewonnen
Genau, und jeder weiß, wie gerne die Öffentlichkeit kommunistischem Gemecker lauscht! (als sich unser recht konnunistisch geprägter Studentische Fachschaftsrat zuletzt mal wieder in Meckereien ergehen wollte haben die Leute scharenweise den Hörsaal verlassen...)
Naja, wenn man z.B. Mitglied in einer Partei ist, könnte man versuchen, Dinge zu verändern.In der Regel ist man dann auch engagierter, kann Kontakte knüpfen, kann auf sich aufmerksam machen (wie Ray schon sagte) usw. Meiner Meinung nach ist es die einzige logische Schlussfolgerung, wenn man mit der jetztigen Regierung nicht zufrieden ist: Man tritt einer Partei bei und versucht, ein anderes, politisches Programm auf die Beine zu stellen (was wiederrum nur bei einer Demokratie funktionieren würde ).
Mal im Ernst: Was können Parteien schon ausrichten, die an der 5%-Hürde scheitern? (Gibt´s die in österreich eigentlich? ) Ist doch genauso aussichtslos wie eine Demonstration - meistens wissen die Politiker ohnehin schon, daß ihre entsprechenden Maßnahmen unpopulär sind.
@ Arakano: Stalin, Castro... keine richtiger Kommunismus
Sozialismus scheiterte weil es kein richtiger war, Kapitalismus wird scheitern weil es ein richtiger ist.
Marx sagte, Kommunismus wird nur dann funktionieren wenn die ganze Welt mitmacht. und das stimmt auch.
Versteh mich nicht falsch, ich weiß das es in Österreich keinen Kommunismus geben wird (obwohl wir keine schlechten Erfahrungen mit selbigem gemacht haben, im gegenteil) so bleibt mir nur (und genau das will ich auch) so laut wie möglich zu kritisieren. Hörts ein anderer der nicht ganz so dumm ist wie die graue Masse, ruft der weiter, in anderen Worten.
Hm, ich weiß, von mir als Christ mag das komisch klingen, aber: DU bist ja ganz schön leichtgläubig!
Ich bin rein politisch relativ resigniert, weil ich einfach der Überzeugung bin, daß es weniger auf die Organisation eines Staatswesen ankommt als auf die jeweiligen Bürger. Es ist nicht so, daß Populisten das VOlk verdummen - nein, ein dummes VOlk macht Populisten erst möglich! Dementsprechend bräuchte man nur mündige, aufrechte, aufs Gemeinwohl bedachte Staatsbürger, dann käme es automatisch zum Idealstaat. Nur leider wird man solche Menschen wohl nie bekommen.
Naja, die 5 % Hürde sollte eine Partei schon schaffen, um ein politisches Programm durchzusetzen oder um Ideen mit einfließen zu lassen .
Bei Demonstrationen bin ich mir auch nicht sicher, ob das immer was bringt. Ist aber besser, als gar nichts zu tun, denn das sind nun Mal die einzigen Möglichkeiten, die man (also der Bürger) hat, um seinen Willen durchzusetzen. Es geht eben darum, sich nicht alles gefallen zu lassen. Wenn man von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung (und Demonstrationen sind eigentlich nichts anderes, solange sie friedlich verlaufen), nicht Gebrauch macht, ist unser ganzes System für die Katz. Dann könnten wir auch zurück zur Monarchie gehen (einer, der oben ist, stopft sich die Taschen voll, während die, die unten sind, bluten. Moment Mal: Ist es jetzt eigentlich anders ?)
Ich bin mir sehr woll, der Dummheit des Volkes bewusst
Das ist ja auch eine unserer Aufgaben, den Menschen Ideale zu lehren, sozusagen sie gscheiter zu machen. Und das am besten im jugendlichen Alter. Das ist ja auch der Sinn der KJ.
Naja, wir könnten ja zu einer Monarchie mit Demonstrationsrecht zurückkehren. Wäre auch nicht ineffektiver als die jetzigen Demonstrationen. Und mag ja sein, daß eine moralisch richtige Demonstration, die nichts bewirkt besser ist als Nichtstun - aber da das menschliche Leben nun mal begrenzt ist kann ich mich einfach nicht zu solchen Veranstaltungen motivieren.
Also, dass das Leben begrenzt ist, ist nun wirklich kein Argument .
Wie lange brauchst Du für eine Demonstration? Einen halben Tag? Je nach dem, wo sie stattfindet, vielleicht auch einen ganzen, wenn man die Fahrtzeit mitrechnet. Was ist schon ein Tag? Wieviele Tage gibt es, wo Du zu hause nur 'rumhängst und Dein Leben auch nicht sinnvoller gestaltest ?
Die letzten Demos, die ich mitbekommen habe, gingen von unserer Uni aus, als die Studiengebühren eingeführt werden sollten. Ich bin nun Mal (wie viele andere auch) der Meinung, dass Bildung nichts kosten sollte, bzw. nicht so viel (klar, muss man Gebühren zahlen, damit die Uni Bücher anschaffen kann usw.). Aber das Geld für die Studiengebühren sollte ja nicht mal der Uni zu Gute kommen, wo vielleicht einige Studenten ein Einsehen gehabt hätten. Und es wurde dagegen gestreikt und demonstriert! Und siehe da: zumindest das Modell wurde überdacht und überarbeitet.
Als Student hast Du auch kaum andere Mittel, als Briefe zu schreiben, zu streiken und zu demonstrieren.
Je älter man wird, desto desillusionierter wird man. Ist aber kein Grund, sich gar nicht mehr zu engagieren . Von daher finde ich es nicht so ganz schlecht, wenn Ray versucht, etwas zu tun, egal, wo er da anfängt (über die politischen Ziele bin ich mir aber immer noch unklar ).[f1][ Editiert von Anessa am: 23.10.2003 18:19 ][/f]
Also ... ich finde es ... gut, wenn man sich tatsaechlich aufrafft und versucht das zu aendern was einen stoert.
Warum ich es nicht mache, tja, weil ich nicht glaube das es was bringt. Ich bin ja eigentlich Idealist. Wollte nie das machen, was ich jetzt mache, aber in dem System hier, bleibt dir imho fast keine andere Wahl, bzw. die Alternativen, ziehen dich noch mehr 'rein'.
Z. B. bin ich der Meinung, dass viele in Parteien hinein sind mit Idealen. Aber wenn du die den Zielen der Partei nicht gnadenlos unterordnest, war es das. Du kommst nie aus der 'Esel' Postion heraus, dann meckerst du halt intern weiter. Wirst sogar dann noch benutzt ... z. B. als Gewissen oder Feigenblatt benutzt. Reines 'Windowdressing'!
Oder du veraenderst dich ... wirst wie 'die' etc. ... schaut man sich den Fischer an, versteht man es, oder? Auch der Schilli und wie sie alle heissen. Selbst der Gysi hat sich von dem System einlullen lassen und ist erst augewacht, als er einen Fehler gemacht hat ... den er mit seinem persoenlichen Werten nicht uebereinandergebracht hat.
Naiv Arakano ... naja, ich nenne es idealistisch. Beides gefaehrlich, wenn blind praktiziert.
Das mit der KP Ostmark. Naja, alte unrealistische Ideen werden nicht besser, wenn man sie wiederholt. Was echt aetzend ist, ist die Terminologie. Das ist, was sofort muede macht ... dieser kommunistische Wortschatz ... unertraeglich. Ich hab ja noch Soziologie im Nebenfach gehabt. Da ging es mitnichten um die Unterschiede der Modelle ... sondern nur um die Bezeichnungen (z. B. Schicht / Klasse etc.) und deren Legitimation (stark verkuerzt ... Gnade nicht aufgreifen). Ein Elend.
Aber, da sehe ich auch ein Problem: NUR Meckern gilt nicht ... Alternativen, Vorschlaege, Konzepte und den Willen diese umzusetzen, sollten schon dabei sein.
Was mich am Kommunismus frueher mal 'angezogen' hat, waren die Anarchisten und dazu die Rolle der internationalen Brigaden im Spanischen Buergerkrieg. Natuerlich wurde sie durch die Sowjets unterstuetzt, aber die Tradition in der diese Leute damals nach Spanien gingen noetigten mir damals Bewunderung ab.
Noch mal zu 'Dummheit' der Bevoelkerung. Denke da unterschaetzt ihr was. Die Leute sehen nur keinen Weg. Wie denn, wie soll man denen da oben eine verpassen ... rot ... nein schwarz ... nein gruen ... alles fuer den A*****. Nur fehlt immer noch die Alternative. Nix ist so schwer zu organisieren, wie ein Widerstand der Massen.
Weil das System eben so gebaut ist, dass es gar nicht passieren kann (die Gruenen waren ein Unfall ). Fuenf Prozent ... Anessa, das sind bei knapp 65.000.000 Wahlberechtiten: 3.250.000 Leute ... bei 75 % Wahlbeteiligung immer noch knapp 2.500.000 Leute, die man einfach ausschliesst ... ich finde das zu hoch, weil einfach zu wenig neue Ideen in die Politik kommen ... und niemand die Grossen stoeren kann. Das macht das 'Aufsichaufmerksam' machen unglaublich schwer.
Also, 5% mögen wirklich zuviel sein, 3% würden auch reichen. Obwohl: Die 3% könnte eine Nazipartei eventuell noch packen (in Bayern sogar 60% (nur ein Scherz, nur ein Scherz! )), wäre also auch bedenklich, die Grenze zu senken. Ich stimme dir aber darin zu, daß dieses kommunistische Fachchinesisch unerträglich ist. Da ist ja Juristendeutsch noch besser!
Hm, Volksbegehren fehlen hier fast ganz - bedauerlich. Wenn man schon an Demokratie glaubt (ich tu`s nicht), dann aber auch bitte eine richtige Demokratie. Zum Thema Demos: Beachte Gorleben. Deutsche Ordnungskräfte können sich anscheinend einfach besser durchsetzen als die in Österreich. Sicher, ich bewundere den Widerstand gegen die Atommülltransporte - aber ob man jetzt eine Schiene kaputt macht, was den Transport um 1-2 Tage verzögert und den Steuerzahler Unsummen kostet, oder ob man es sein läßt: Am Ende landet der Schrott doch am Bestimmungsort. Trotzdem kommt es ja jetzt zum Ausstieg aus der Atomkraft - zumindest solange noch die SPD regiert.
@Anessa: Hm, ich genieße es aber, zu Hause abzuhängen! Nein, gar nicht wahr, aber Demos sind eine Qual. Ich bin wirklich ungern unter Menschenmassen (selbst auf Konzerten stören mich all die vielen Leute - man kommt ja kaum zum rumhüpfen! ).