Die Erde hat achthundert Löcher, Da wächst kein Baum darin, Raketen stehn und schweigen, Weil sie auf Städte zeigen, Wo du bist und wo ich auch bin.
Die Stadt hat zehntausend Bäume, Die tragen grünes Laub. Da will ich mit dir lachen Und abends lange wachen, Dass sie kein Feuer bläst zu Staub.
Die Sonne hat neun Planeten, Acht starrn in Glut und Eis. Nur wo wir sind, ist Leben — Das wird uns nicht vergeben, Wenn wir's vertun für keinen Preis.
Oh Du, Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe Dir! Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, ---- wir? Das gehört beiläufig nicht hierher! Wer bist Du, ungezähltes Frauenzimmer, Du bist, bist Du? Die Leute sagen, Du wärest. Laß sie sagen, sie wissen nicht, wie der Kirchturm steht. Du trägst den Hut auf Deinen Füßen und wanderst auf die Hände, Auf den Händen wanderst Du. Halloh, Deine roten Kleider, in weiße Falten zersägt, Rot liebe ich Anna Blume, rot liebe ich Dir. Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, ----- wir? Das gehört beiläufig in die kalte Glut! Anna Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute? Preisfrage: 1. Anna Blume hat ein Vogel, 2. Anna Blume ist rot. 3. Welche Farbe hat der Vogel? Blau ist die Farbe Deines gelben Haares, Rot ist die Farbe Deines grünen Vogels. Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid, Du liebes grünes Tier, ich liebe Dir! Du Deiner Dich Dir, ich Dir, Du mir, ---- wir! Das gehört beiläufig in die ---- Glutenkiste. Anna Blume, Anna, A----N----N----A! Ich träufle Deinen Namen. Dein Name tropft wie weiches Rindertalg. Weißt Du es Anna, weißt Du es schon, Man kann Dich auch von hinten lesen. Und Du, Du Herrlichste von allen, Du bist von hinten, wie von vorne: A------N------N------A. Rindertalg träufelt STREICHELN über meinen Rücken. Anna Blume, Du tropfes Tier, Ich-------liebe-------Dir!
@Kelim: Ich weiß nicht mehr so genau, wir haben viel abstruses Zeug interpretiert, an das ich mich nicht mehr im Detail erinnere, und dieses betreffende fand ich damals schon vergleichsweise blöd.
Aber wie gesagt, mein Abi habe ich trotzdem bekommen.
Ich sehe das nicht negativ, ich bin einfach der Meinung, dass etwas, das sich "Gedicht" nennt, zumindest ein Mindestmaß an künstlerischem Niveau haben sollte.
Da ist der alte Elefanten-im-Urwald-Vers mit dem gleichen Thema ja noch dreimal schöner.
Naja, die Art zu dichten ändert sich natürlich ständig, gerade im Moment gibt es eben auch eine Vielzahl "Nicht-Gedichte" wie das oben... aber trotzdem finde ich, dass noch recht viele schöne Sachen produziert werden.
Aus aktuellem Anlass, im Gedenken an die rund 2000 österreichischen KommunistInnen, die im Kampf gegen den Nationalsozialismus ihr Leben lassen mussten. Im Gedenken an die hunderttausenden KommunistInnen und allen anderen AntifaschistInnen, die in den Nazi-KZ ermordet wurden, in Gefängnissen zu Tode gefoltert wurden oder im Krieg gegen Nazi-Deutschland fielen. Im Gedenken an alle anderen Opfer des Faschismus:
Ich hab’ am Ende doch gesiegt! (Richard Zach)
Was soll ich um mein Leben rechten? Ich hab’ gewagt, Hab’ nicht gefragt, Ob’s gut ist, wenn man alles hat, Und ob die Taten Zinsen brächten.
Die Stunde vorher und die Tage, Nicht ihre Zahl, nur ihr Gehalt Läßt trotzdem jegliche Gewalt. Gib Kraft uns in der schwersten Lage!
Die Möglichkeit stand häufig offen, Sich wirklich weich und gut zu betten. Den eig’nen, schönen Kopf zu retten Und auf Beförderung zu hoffen.
Ich bin den and’ren Weg gegangen, Verzeiht, es tut mir gar nicht leid, Obwohl es elend steht zur Zeit! Ich werd’ nicht um mein Leben bangen,
Ich wußt’, wozu ich es verwende, Bedachte, was mein Glaube wiegt, Und wenn ich auf der Richtstatt ende, Ich hab’ am Ende doch gesiegt!
Aus einem Gedicht, das der 25jährige kommunistische Lehrer Richard Zach in der Todeszelle verfasste. Da er es nicht zu Papier bringen konnte, telegraphierte er es mit Morseklopfzeichen einem Zellennachbarn, der es auf einigen Blättchen Zigarettenpapier niederschrieb und hinausschmuggelte. Zach leitet eine Grazer kommunistische und antifaschistische Widerstandsgruppe junger Menschen, der auch der frühere KPÖ-Vorsitzende Franz Muhri angehörte.
Das nächste von Jura Soyfer ist mir stellenweise zwar etwas zu patheistisch, hat aber andererseits ein paar ziemlich gute Stellen:
Das Dachaulied (Jura Soyfer)
Stacheldraht, mit Tod geladen, Ist um unsre Welt gespannt, Drauf ein Himmel ohne Gnaden, Sendet Frost und Sonnenbrand, Fern von uns sind alle Freuden, Fern die Heimat und die Fraun, Wenn wir stumm zur Arbeit schreiten, Tausende im Morgengraun.
Doch wir haben die Losung von Dachau gelernt, Und wir wurden stahlhart dabei. Bleib ein Mensch, Kamerad, Sei ein Mann, Kamerad, Mach ganze Arbeit, pack an, Kamerad: Denn Arbeit, denn Arbeit macht frei, Denn Arbeit, denn Arbeit macht frei!
Vor der Mündung der Gewehre Leben wir bei Tag und Nacht. Leben wird uns hier zur Lehre, Schwerer, als wir’s je gedacht. Keiner mehr zählt Tag und Wochen, Mancher schon die Jahre nicht. Und so viele sind zerbrochen Und verloren ihr Gesicht.
Hebt den Stein und zieh den Wagen, Keine Last sei dir zu schwer. Der du warst in fernen Tagen, Bist du heut schon längst nicht mehr. Stich den Spaten in die Erde, Grab dein Mitleid tief hinein, Und im eignen Schweiße werde Selber du zu Stahl und Stein.
Einst wird die Sirene künden Auf zum letzten Zählappell! Draußen dann, wo wir uns finden, Bist du, Kamerad, zur Stell. Hell wird uns die Freiheit lachen, Schaffen heißt’s mit großem Mut. Und diese Arbeit, die wir machen, Diese Arbeit, sie wird gut.
Der kommunistische Schriftsteller Jura Soyfer wurde 1938 verhaftet, er kam ins Innsbrucker Gefängnis, dann ins KZ nach Dachau und später nach Buchenwald, wo er starb.