Was soll ich erklären? Warum ich denke, dass eine Ablehnung Frankreichs schlecht für die Verfassung ist? Weil es jetzt keine EU Verfassung gibt. Die Verfassung kann nur in Kraft treten, wenn alle Mitgliedsstaaten ihr zustimmen. Im Sinne von einem vereinigten Europa hätte ich es schön gefunden, wenn alle am gleichen Strang ziehen. Es wird vermutlich Jahre dauern, bis eine neue Verfassung ausgearbeitet ist. Meiner Meinung nach hätte man die Verfassung, um die es hier ging, noch verbessern können. Aber bis dahin hätte sie ja schon mal in Kraft treten können.
Es geht eben darum, zusammenzuwachsen. Aber dieser Gedanke hat sich bei der Bevölkerung anscheinend noch nicht sehr verbreitet. Immer stöhnen die Leute nur, anstatt auch mal den Fortschritt in so einer Verfassung zu sehen. Vor weniger als hundert Jahren lagen die Soldaten noch in den Schützengräben und haben sich beschossen. Von daher denke ich, wäre diese Verfassung ein weiterer Schritt nach vorne gewesen. Wenn nun aber die Bürger selbst dazu "Nein" sagen, dann setzt das dem Ganzen doch einen Dämpfer auf.
Und vor allem wenn es darum geht noch andere Länder aufzunehmen, wie z.B. die Türkei, hätte ich eine richtige Verfassung besser und schöner, amtlicher und offizieller und einfach richtiger gefunden, als einen Vertrag.
Hast du dir die EU-Verfassung mal durchgelesen? Mal ganz abgesehen von den eh öffentlichen kritisierten Punkten ist das letzte was wir brauchen einen Überstaat, ein bürokratisches Monster das auf den Einzelen scheißt. Ich sage Merci, Frankreich ihr habt uns echt den Arsch gerettet.
Also, den Wortlaut der Verfassung habe ich noch nicht gelesen, nur so eine Art Zusammenfassung der wichtigsten Punkte. Demnach waren Punkte der Verfassung Sachen wie:
- Die Achtung der Menschenwürde und der Demokratie - Das Freiheits- und Gleichheitsprinzip - einen EU-Präsidenten - einen EU-Außenminister - mehr Entscheidungsrecht des EU Parlaments bei neuen Gesetzen
Alles in allem hört sich das IMHO nicht so schlecht an. Ich bin sicher, dass ich noch mehr gelesen habe, aber ich habe ein Gedächtnis wie ein Sieb . Leider habe ich im Mment auch nicht so die Zeit, mich wirklich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Was genau hälst Du denn für einen Überstaat ? Das EU-Parlament kann ja ohnehin nur funktionieren, weil es sich aus verschiedenen Ländern zusammensetzt. Und da kann ich nicht sehen, wieso auf die "kleinen" geschossen wird.
@Ray: Du bist mir ja nen komischer Kommunist/Sozialist (was du auch immer selber als Bezeichnung benutzt), so gegen die Internationale zu sein. Ach nee, du hast dich ja doch der Idee einer Raykratie verschrieben.
Also, ich finde das echt ne Schande. Damit hat Frankreich 1789 ausgeglichen - damals ein Pionier der politischen Entwicklung, heute rückständig.
Ich finde, wenn schon EU, dann richtig. Aber erst eine wirtschaftliche Einigung antreiben, und dann keine politische folgen lassen - finde ich inkonsequent. Ein gemeinsamer EU-Außenminister z.B. wäre bei der Irakkrise eine gute Sache gewesen, denke ich.
Im übrigen fände ich es besser, wenn man erstmal eine Einigung der EU in die Tiefe betrieben hätte als in die Breite mit der Erweiterung. Jetzt ist die Lage nämlich dumm - der Reformversuch Verfassung ist erst mal Essig, und neue werden sich auch schwer umsetzen lassen. Das wäre vor der Erweiterung leichter gegangen.
Alleine daß wir jetzt immer noch das Einstimmigkeitsprinzip beibehalten... ja, klappt sicher, bei so vielen Staaten. Am Ende blockiert dann immer wieder Luxemburg erfolgreich irgendwelche Anträge, oder wie?
- Das EU-Parlament keine wirklichen Kompetenzen hat (ausser dem Budget). - Der Ministerrat entscheidet. - In diesem Mehrheitsentscheidungen gegen Staaten moeglich sind (nach EU-Verfassung), also gegen den erklaerten Willen der Vertreter (die auch nicht gewaehlt sind) eines Landes. - Die EU in keinster Form (von der Kommissionsseite her) demokratisch legitimiert ist. - Es an Basisarbeit fehlt und sich hier zeigt, das eine reine Reform von oben versucht wurde. - Die EU-Verfassung ein armer ... ganz armer Kompromiss ist. - Die foederalten Strukturen der BRD z. B. mit denen der EU eigentlich inkompatibel sind.
Stoert Dich nicht?
Das alles leistet nicht der Einheit Vorschub, sondern eher der Unzufriedenheit.
Einfaches Beispiel: Keine Einheit ohne gemeinsame Sprache. Diese Leute koennen sich nicht mal auf EINE Sprache innerhalb der EU - Behoerde einigen. Alles muss in die letzte der ganzen Sprachen uebersetzt werden. Und dann erwarten die allen Ernstes, dass eine schlecht (sehr schlecht) informierte Bevoelkerung einer Verfassung zustimmt, deren Bedeutung die meisten Abgeordneten nicht folgen koennen ?
Das ... finde ich nicht rueckstaendig. Das finde ich, ist die angemessene Quittung fuer das Ignorieren der eigenen Waehlerschaft.
Ich dachte, Englisch sei als internationale Sprache anerkannt ?
Allerdings stimme ich Dir voll und ganz zu, dass der Informationsfluss eher dürftig war (okay, es flossen ungefähr so viele Informationen, wie Wasser durch die Sahara fließt ).
Alles muss in die Amtssprachen der Union ueberfuehrt werden, um beispielsweise in nationales Recht ueberfuehrt werden zu koennen (Richtlinien (RL), Gesetze, Verordnungen, Normen & techn. Regelwerke).
Die RL und die harmonisierten Normen sind auf EU Ebene gleich, die Gesetze und Verordnungen nicht, obwohl sie sich auf die gleichen RL beziehen.
Die Union, als solche hat keine gemeinsame Sprache und versinkt z. Zt. in einem einzigen Uebersetzungschaos und dementsprechend ist die Umsetzung der einzelnen Richtlinien auch nicht so schnell zu erwarten.
Dann noch die Behoerden und Aemter ... kein gemeinsames Sozial- und Steuerrecht / - system und und und ... und ich bin Laie, will gar nicht mit Experten ueber sowas sprechen .
Naja, aber es wäre ja nicht schlecht, wenn es zumindest ein gemeinsames Gesetz gäbe, das die Sache vereinfachen würde? Das geht aber nicht ohne eine gemeinsame Verfassung.
Mein Vater hat mir letzte Woche eine Geschichte erzählt, in der sich ein Ehepaar mit Kindern getrennt hat. Der Vater ist Deutscher, die Mutter Italienerin. Da die Familie bis dato in Deutschland gelebt hat, ist dem Vater von einem deutschen Gericht das Sorgerecht zugesprochen worden. Die Mutter ist zurück nach Italien gegangen. Aber später hat sie ihre Kinder dann entführt und mit nach Italien genommen. Nach italienischem Recht stand der Mutter das Sorgerecht auch zu, weshalb der Vater seine Kinder jetzt nicht zurück bekommt. (Vielleicht kann er noch vor dem internationalen Gerichtshof klagen.) Jedenfalls würde ein einheitliches Rechtssystem die Sache doch irgendwie vereinfachen. Es muss ja nicht gleich ein einheitliches Steuerysystem sein . Und eine einheitliche Verfassung ist meiner Meinung nach ein Schritt in die richtige Richtung.
Ist mit Frankreich aehnlich aber in umgekehrter Richtung (glaube Vater hat da das Sorgerecht).
Das ist aber eher ein Problem der Anwendung des Rechts in den einzelnen Laendern. Aber nettes Beispiel: Hier verweigert sich der eine Staat in den Bereich des anderen einzugreifen, dazu brauch man keine gemeinsame Verfassung, sondern harmonisierte Rechtsbegriffe derart, das z. B. der Ort der Scheidung (oder der Eheschliessung) das geltende Recht begruendet (ausser die Parteien einigen sich auf einen anderen Gerichtsstand).
Das ist uebrigens weitaus schwieriger als ein gemeinsames Steuerrecht und eine gemeinsame Verfassung haette in diesem Fall zumindest nicht geholfen.
Aber mit italienischer Rechtsprechung bist eh verloren. Im Zweifel fuer den italienischen Staatsangehoerigen. Die einzigen Europaeer sind naemlich die kleinen nordeuropaeischen Staaten, BeNeLux und mit Abstrichen die Deutschen (Vergangenheit und so)! Alle anderen sind knallharte Nationalisten und denen ist erst einmal der persoenliche Nutzen das Heiligtum Nummer eins, dann das Land (Region, Stadt) und dann weit hinten Europa.
Schau Dir nur mal das Europaparlament an: Das ist der groesste Witz seit Einfuehrung der Demokratie und diese Leute sollen fuer Europa werben. Das echt tragisch !
Ach, ich war mal EU-Befuerworter und bin es noch. Aber dieser Laden ist in einem solchen Chaos versunken ... au. Permanente Revolution, Trotzki waere begeistert gewesen.
ZitatGepostet von Arakano @Ray: Du bist mir ja nen komischer Kommunist/Sozialist (was du auch immer selber als Bezeichnung benutzt), so gegen die Internationale zu sein. Ach nee, du hast dich ja doch der Idee einer Raykratie verschrieben.
Dir könnt ichs sowieso nicht recht machen wär ich wie du den EU-Cheerleadern beigetreten wär ich ein komischer Sozialist weil ich ein derartige Globalisierungsorganisation unterstütze.
Ich fand die EU-Abgeordneten immer noch am spanndsten, die eine unerlaubte Nebentätigkeit hatten. Nicht nur irgendeine, sondern sie haben ein Bordell betrieben. Ich meine, noch deutlicher kann man es ja nicht sagen: Im Eu-Parlament sitzen die Politiker, die man in den Ländern loswerden will oder Zuhälter! Fein, was?
Da scheint ihr nur Leute hinzuschicken, die echt zu nix zu gebrauchen sind. Das unterscheidet die Ostmark nicht von anderen Laendern, nur beu Euch faellts allen auf !!!
Keine Einheit ohne gemeinsame Sprache? Erzähl das mal der Schweiz!
Ne im Ernst, eine ebenso inkorrekte wie überholte Auffassung, auch wenn etwas mehr sprachliche Einheit natürlich schön wäre. Ich plädiere für die Abschaffung von Holländisch und Französisch. Oder, noch besser, alle müssen Latein lernen und alle anderen Sprachen werden abgeschafft, dann könnten endlich die Katholiken alles in ihren Gottesdiensten und Gebeten verstehen.
ZitatGepostet von Arakano Keine Einheit ohne gemeinsame Sprache? Erzähl das mal der Schweiz!
Ne im Ernst, eine ebenso inkorrekte wie überholte Auffassung, auch wenn etwas mehr sprachliche Einheit natürlich schön wäre. Ich plädiere für die Abschaffung von Holländisch und Französisch. Oder, noch besser, alle müssen Latein lernen und alle anderen Sprachen werden abgeschafft, dann könnten endlich die Katholiken alles in ihren Gottesdiensten und Gebeten verstehen.
Vergleiche mit Mikronesien und einer Gemeinschaft die auf eine etwas laengere Tradition zurueckblicken halte ich fuer ungeeignet.
Genauso wie einfache Vergleiche zwischen grossen und kleinen Laendern. Dazu kommt, dass hier mit der direkten Demokratie zumindest eine Basis gegeben ist, die in Europa einfach noch fehlt (seltsam, dass man sich immer nur das rausgreift was passt).
Ich halte eine gemeinsame Verfassung fuer verfrueht, die Aquis ist doch in den 10 neuen Beitrittslaendern grade mal auf Papier umgesetzt und da haben die schon den grossen Wurf probiert.
Und gegen Hollaendisch bin ich auch .
(Den Ueberstungsstau gibts echt, und ist ein Unterschied ob 4 oder hu schatzen 20 Sprachen!).
In der EU wird jedes Papier jeder EU Sprache in jede andere EU Sprache übersetzt. Und nun stellt euch den Schriftverkehr vor, Land A schreibt was, C, D und E geben ihren Senf dazu, die Verwaltung des ganzen ist in F, dann schreibt F an C, D, E und A, die wiederrum... also, die EU ist einer der größten Arbeitgeber für Dolmetscher und ja, die machen das echt so... wundert sich noch wer?