Berlin - Entführungsopfer müssen wegen fehlender Rechtsgrundlagen nicht für Befreiungskosten aufkommen. Das hat das Berliner Verwaltungsgericht am Dienstag in einem Musterprozess entschieden. Damit gab das Gericht der Klage einer im Jahr 2003 in Kolumbien entführten deutschen Touristin statt, die sich gegen eine Zahlung von 12.640 Euro für den Hubschraubereinsatz bei ihrer Rettungsaktion gewehrt hatte.
Das wäre ja auch noch schöner gewesen . Ich stelle mir gerade vor, wie ich da gestanden hätte, falls mir so etwas schreckliches passiert wäre, und zu dem Hubschrauer hinaufgerufen hätte: "Befreien Sie mich nicht. Ich kann mir das gar nicht leisten!"
Sehe ich in diesem konkreten Fall etwas anders. Die Dame musste ja
1) unbedingt durch Kolumbien reisen, was schon alleine saublöd ist, weil wirklich gefährlich und
2) dann auch noch unbedingt mitten im schlimmsten Guerilla-Gebiet eine Ruinenstadt anschauen. Da trauen sich nichtmal die Einheimischen hin, um nicht entführt zu werden.
Wer sehenden Auges solche Risiken eingeht und dann entführt wird, der hats verdient, dass dafür nicht der Steuerzahler aufkommt. Ich habe mich damals tierisch aufgeregt über diese dämliche . Da gibt es wirklich keine einzige gute Entschuldigung für das Verhalten.
Man muss halt auch einsehen, dass es einige Flecken auf dieser Erde gibt, wo man nicht mit dem Rucksack durchtouren sollte. Ist schade, läasst sich aber nicht ändern.
Die Bundesrepublik Deutschland ist nicht verpflichtet, Deutsche die durch Dummheit oder Pech in solche Probleme geraten, zu retten. Wenn ich unbedingt in den Irak reisen muss (oder andere Länder, für die das Auswärtige Amt eine Reisewarnung herausgegeben hat), dann muss ich froh sein, wenn sich der Staat für mich einsetzt, nachdem ich entführt wurde.
Wenn ich durch Leichtfertigkeit und Dummheit in die Situation gekomen bin, habe ich auch nichts dagegen, wenn der Staat die Rechnung über das Flugbenzin stellt.
...es gibt immerhin Leute, die nichts dafür können und entführt werden, bei denen sollte der Staat dafür aufkommen. Bei Leute allerdings, wie Susanne Osthoff, die sich entführen lassen, hinterher rumnölen und stehenden Fusses wieder in das Land reisen, sollte der Staat auf jeden Fall kassieren.
Ich finde es eine Unverschämtheit, was manche abziehen.
Wenn ich so dumm bin, alle Warnungen, wie bei der Frau in Kolumbien (weiss den Namen nicht mehr) in den Wind zu schlagen, geschieht es mir nicht anders.
Mag radikal sein, aber als meine Schwester nach Ägypten gereist ist, zu einer Zeit, als dort Leute entführt wurden, hätte ich sie auch nicht befreien wollen, wäre sie entführt worden. Ist doch Ihre eigene Dummheit. -.-
Naja, vermutlich muss man das tatsächlich unterscheiden.
Aber irgendwie finde ich schon, dass das Land - zumindest moralisch - dazu verpflichtet wäre, wenigstens Verhandlungen zu beginnen und falls möglich, eben auch eine Rettungsaktion zu starten. Vielleicht denke ich etwas anders darüber, weil ein alter Schulfreund meines Vaters viele Jahre in Kolumbien gelebt hat. Er hatte dort eine "Finka" (ich denke, dass ist so etwas wie eine Farm mit Kühen). Vor ein paar Jahren kamen dann die Rebellen, haben die Finka besetzt und ihn von seinem eigenen Land vertrieben. Über Nacht hatte er dann alles verloren. Das kann man zwar jetzt nicht unbedingt mit entführten Touristen vergleichen, ich bin aber der Meinung, dass man die Menschen auch ncht einfach so ihrem Schicksal überlassen darf.
Aeh ... also ich finde solange die Staatskasse sich soviel anderen Unsinn leistet, kann sie (egal aus welchen Grund, Daemlichkeit ist nun mal eine der Grundeigenschaften des Menschen) solche Kosten getrost uebernehmen.
Finde das ist wieder eine dieser typischen Ablenkungsenten. Wieviel wird denn insgesamt fuer sowas ausgegeben (also die direkten Kosten meine ich)?
Glaub das ist noch nicht mal im Promillebereich sichtbar im Staatshaushalt.
Geschenkt .
Naja und die Osthoff, hm ... die lebt seit wieviel Jahren dort? Denke das ist hier schwer zu verstehen aber denke das ist echt ihre Heimat geworden. Und sie hat sich eben nicht ganz so benutzen lassen, wie die Jungs und Maedels von der Regierung das gerne gesehen haetten so in der Weihnachtszeit.
ZitatGepostet von AZOG Aeh ... also ich finde solange die Staatskasse sich soviel anderen Unsinn leistet, kann sie (egal aus welchen Grund, Daemlichkeit ist nun mal eine der Grundeigenschaften des Menschen) solche Kosten getrost uebernehmen.
Finde das ist wieder eine dieser typischen Ablenkungsenten. Wieviel wird denn insgesamt fuer sowas ausgegeben (also die direkten Kosten meine ich)?
Glaub das ist noch nicht mal im Promillebereich sichtbar im Staatshaushalt.
Geschenkt .
Hm, naja, etwas zweifelhafte Argumentation, nimm es mir nicht übel. Wenn ich aus Dämlichkeit Aktion auf Kredit kaufe und dadurch bankrott gehe, übernimmt der Staat ja auch nicht meine Schulden. Wenn jemand aus Dämlichkeit schwanger wird (ja, kommt vor), dann übernimmt auch nicht der Staat alle Kosten der Kindeserziehung. Also, warum sollte der Staat ausgerechnet für diese Art von Dämlichkeit (Reise in ein extrem gefährliches Gebiet das auch als solches bekannt ist) aufkommen?
Und dieses "im Verhältnis ist es doch so gut wie nichts..." - stimmt, aber naja, 1 Million ist im Verhältnis zum Staatshaushalt auch fast nichts. Dennoch würde es einen Skandal geben, wenn der Finanzminister oder einer seiner Mitarbeiter sich mal eben vom Haushalt 1 Million abzweigt, und zu Recht...
Ich würde die Unterscheidung zwischen zwei Fälnnen machen: "Ist in ein Land auf der Liste mit Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes in Urlaub gefahren" und "Irgendein anderer Grund", diese beiden Fällte sollten alle realistischerweise vorkommenden Fälle abdecken (extreme Ausnahmen wie "Hat sich als Söldner eingeschifft" oder ähnliches lassen wir einmal außen vor, ist aber prinzipiell das gleiche wie "Urlaub") - im ersten Falle ist es ein Privatrisiko, das natürlich nicht der Staat trägt, im zweiten sehe ich keinen Grund, warum der Staat nicht die paar tausend (oder so) Euro zahlen könnte/sollte...
Ich sehe eigentlich überhaupt keinen einzigen wirklichen Grund, warum der Staat (und damit letztlich die Steuerzahler) die Kosten für solche Rettungseinsätze wie den eingangs erwähnten übernehmen sollten. Klar, wenn jemand einen normalen Urlaub in einem normalgefährlichen Land macht und ihm dabei etwas passiert, oder wenn jemand wegen angeblichen Drogenschmuggels am Flughafen verhaftet und in den Knast gesteckt wird, dann sollte der Staat die Betreffenden sicher nicht kommentarlos ihrem Schicksal überlassen, aber Fälle wie diese sind meiner Ansicht nach etwas völlig anderes. Wenn jemand in Kenntnis aller Risiken freiwillig in ein bekanntermaßen extrem gefährliches Land und da auch noch in ein besonders gefährliches Gebiet reist, dann hat derjenige eben Pech gehabt, wenn ihm etwas passiert, und sollte froh sein, dass er überhaupt befreit wird. Genauso die Leute, die ausgewandert sind - sie haben sich nun mal dafür entschieden, ihr Leben ab jetzt in einem anderen Land zu verbringen, mit allem, was dazu gehört, und sich da noch darauf berufen zu wollen, dass das Land, in dem sie vor zehn Jahren mal gelebt haben, sie kostenlos unterstützen muss, finde ich schon ziemlich übertrieben.
Ah, die Auswanderer... das ist ein zweiter Fall, den ich wie den Urlaub zur Kasse bitten würde (zumindest in Teilen). Etwas anderes ist zum Beispiel der Fall mit den Geiseln im Irak, die beiden Techniker, die von der Firma da blauäugig in das Verderben geschickt wurden - hier kann man überlegen, ob man nicht die Firma um eine kleine Spende bittet, aber sicher nicht die Geiseln. Sicher, sie wussten, was sie erwartet, aber sie sind mehr oder weniger nicht aus komplett freien Stücken dorthin gefahren, dazu kommt, dass hier der Staat ein Eigeninteresse hat - eben dass deutsche Firmen auch im Irak vertreten sind...
Naja, das mit den Auswanderern würde ich so pauschal nicht sagen. Das hat ja nicht immer mit "Deutschland den Rücken kehren" zu tun und es gibt ja auch eine Menge, die wirklich eine positive Werbung für Deutschland darstellen. Ich denke auch hier gilt: man sollte nicht Neuseeland mit Kolumbien oder Pakistan vergleichen. Wer jedoch unbedingt in letztere reisen/auswandern muss: bitte auf eigene Rechnung.
Das Auswandererargument bezog sich jetzt eher auf das oben mal genannte Beispiel Kolumbiens, und ich meinte damit auch nicht das Im-Ausland-Leben aus beruflichen oder sonst zwingenden Gründen, sondern mehr Fälle à la "Hey, lass uns mal die nächsten zehn Jahre in Kolumbien leben, da scheint immer die Sonne". Und dass die Auswahl des Landes im Prinzip die gleiche Rolle spielt wie bei der Touristengeschichte, hatte ich jetzt impliziert - wobei sich die Frage nach den Rettungsmaßnahmen in Ländern wie Neuseeland meistens ohnehin nicht im gleichen Maße stellt, weil die dortigen Behörden sich häufiger selbst darum kümmern und es der Hilfe aus dem Heimatland meist gar nicht erst bedarf.
Kann man sehen wie man will klar. Ein 'Nichtthema' bleibt es (in meinen Augen) aber allemal.
Ausserdem ist es fuer Laender die neu auf die Liste kommen (und wieder verschwinden) nicht ganz einfach. Der Libanon war ja erst wieder seit Fruehling letzten Jahre drauf (glaube ich). Davor 10 Jahre Ruhe. Jetzt wieder runter aber mit erhoehten Sicherheitshinweisen (und die Ermittlungen fuehrte glaube ich sogar ein deutscher Staatsanwalt).
Alles hinwerfen? Zurueck? Hierher? U. U. nicht mehr ganz frisch (weiss, koennt ihr euch nicht so vorstellen )? Weil hier alles so super ist?
Dann noch die Hilfsorganisationen. Nur 'Inlaender' nehmen dafuer? Oder die netten Firmen, die nur noch Osteuropaeer in den Irak / Iran / Pakistan schicken? Wenn denen was passiert, muesste da nicht die Deutsche Regierung sich auch stark engagieren (sind ja im Namen einer deutschen Firma da)?
Und wie siehts aus, wenn die Bundesregierung mit ihrer Politik 'ihre Leute' im Ausland zu Zielen gemacht hat?
Dazu noch Wissenschaftler (Archaeologen, Biologen etc.) ... teils interessante Sachen dabei. Oder eine Osthoff die vorher jahrelang dort gewohnt hat.
Will ja nix rechtfertigen (auch Bloedheit nicht) aber die ganzen Sachen fuehren zu einem grossen grauen Bereich und da meine ich einfach und es geht ja nicht ums helfen / holen oder nicht, auch nicht um die Kohle .... sondern nur um die abschreckende Wirkung (auf die Eltern von uebermuetigen Personen )!
P.S. Was vergessen: Auf der Liste fehlen auch noch einige andere Laender ... Kolumbien, Pakistan, Iran, Peru, Bolivien, Indien, Sri Lanka und selbst die Tuerkei mit den verstaerkten PKK Aktivitaeten wieder, in die Reisen einfach ebenfalls mit Komplikationen versehen sein koennten. Also selbst hier fehlt eigentlich eine objektive Grundlage, obwohl man weiss, dass es auch da heiss werden kann. Eine Reisewarnung ist ja auch immer eine politische Handlung, von daher denke ich ist diese Liste auch nicht unbeschraenkt belastbar.
Naja, auch Länder, die nicht auf der "großen Liste" stehen sind eigentlich in den Sicherheitswarnungen sehr explizit angesprochen - zumindest kann man dem Auswärtigen Amt nicht erzählen, man hätte über die Gefahr in Kolumbien nichts herausgefunden.
Sicher, wenn man zum Beispiel in Puttrattastan entführt wird und es war bislang ruhig, ist das eine komplett andere Geschichte als wenn man im Irak entführt wird.
Ich weiß nicht, wo man die Grenze genau ziehen sollte, aber ich denke, dass man sie schon an dem Punkt ziehen sollte, wo sich Deutsche wirklich leichtfertig in Gefahr begeben - es ist nicht so, dass die Welt nicht groß und voller interessanter Orte wäre (die auch massentouristisch kaum erschlossen sind), die aber relativ ungefährlich sind. Man muss wirklich nicht nach Kolumbien oder ähnlich fahren.