In HR3 wurde heute diskutiert, ob es Sinn macht, was die Bayern machen. :neindanke: Genauer, ob es Sinn macht, die sogenannten 'Killerspiele' zu verbieten, wie Bayern es jetzt vorhat. Die Hörer und Hörerinnen wurden aufgefordert, ihre Meinung dazu abzugeben. Und da mich das Thema irgendwie nervt, hab ich das auch getan und meine Meinung, wenn auch nur knapp, geäussert.
Hier der Wortlaut meiner E-Mail: Liebes HR3-Team,
ein Verbot von sogenannten 'Killer-Spielen' (wobei der Begriff alleine schon völliger Schwachsinn ist) bringt nicht wirklich viel, sondern würde lediglich einen Auslöser illegalisieren und nicht die Ursache des Problems. Die Ursache liegt unter anderem an den übervollen Klassenzimmern, wo ein einzelner Schüler überhaupt nicht mehr wahrgenommen wird. Der Leistungsdruck. Auch die 'Markengeilheit' und Konsumgesellschaft sind eine Ursache. Ein Kind ist doch heute nichts mehr wert, wenn es die Billig-Jeans aus dem Aldi trägt und keine Levi´s. Desweiteren sollten sich Eltern an die Nase greifen, die ihre Kinder vor den Fernseher oder PC abschieben, um Ruhe zu haben und sich nicht mit ihren Kindern auseinander setzen. Die ganze Gesellschaft an sich ist das Problem, das diese Kinder haben, nicht die 'Gewaltspiele'. Ich selbst spiele zwar auch keine dieser Spiele, aber ein Verbot ist in meinen Augen völlig überzogen. Viele Eltern sollten sich mal die Mühe machen, mehr mit ihren Kindern zu reden. Aber selbstverständlich ist das ja mit Arbeit verbunden. Diese Computer-Spiele zu verbieten ist der einfachste Weg, denn dann kann man weiter die Augen zu machen und hinterher sagen, dass man von nichts gewusst hat.
Viele Grüsse
Vorgetragen haben sie nur den Teil bis zu den Jeans. Aber anrechnen muss man ihnen schon mal, dass sie es überhaupt gebracht haben. Was mich schon wunderte.
Das sie das nicht gebracht haben, sondern nur den 'harmlosen' Teil, dass ich dagegen bin. Bei solchen Gelegenheiten wird doch oft nur Weichei-Argumente gebracht, die irgendwem nach dem Mund reden.
Naja, dass sie solche Mails kürzen, ist ja klar, anders lässt sich das in einer solchen Sendung ja gar nicht bringen, und dass die Redakteure, die in aller Eile die Mails sichten müssen, nicht immer genau die Stelle heraussuchen, die dir am Wichtigsten war oder die du für die kritischste gehalten hast, ist in meinen Augen auch durchaus nachvollziehbar... jemandem da jetzt "Feigheit" zu unterstellen, würde ich irgendwie für etwas gewagt halten.
Und eigentlich finde ich schon, dass es gerade in Bezug auf dieses Thema sehr viele kritische Stimmen mit verschiedensten Argumenten gibt, die in den Medien durchaus zu Wort kommen... ich hatte eigentlich fast schon eher den Eindruck, dass es mehr Gegenstimmen gibt als welche, die dafür sind.
Doch, weil sie längere Mails, die nach dem Mund geredet haben, in voller Länge gelesen habe und auch einige Telefonate, wobei da ein paar kontroverse dabei waren, auch in (denke ich mal) voller Länge.
Thema Verbot von Computerspielen (welcher Art auch immer):
100% aller in Deutschland Indizierten und ab 18 freigebenen Spiele sind als Raubkopien herunterladbar.
Damit hat sich das Verbot erübrigt, denke ich. Das Alterfreigabesystem, das wir hier in Deutschland haben, funktioniert denke ich recht gut. Vielleicht hat ein Spiel eine Mitschuld, wenn etwas Schlimmes (Gewalt) geschieht, aber es gibt immer andere, wesentlich stärkere Gründe und ich würde es begrüßen, wenn diese bescheuerte Diskussion über "Killerspiele" endlich verstummen würde und sich Wichte wie Beckstein sich endlich mal um die echten Ursachen kümmern würden (wie "Eltern kümmern sich nicht mehr um ihre Kinder" oder "35 Schüler pro Klasse" oder "10 Millionen Deutsche leben an oder unterhalb der Armutsgrenze"). DAS sind die Probleme, die hier Probleme verursachen, alles andere ist nur Symptom.
ZitatGepostet von Aditú Das sie das nicht gebracht haben, sondern nur den 'harmlosen' Teil, dass ich dagegen bin. Bei solchen Gelegenheiten wird doch oft nur Weichei-Argumente gebracht, die irgendwem nach dem Mund reden.
Naja, aber das ließ sich aus obigem Eingangsposting eben nicht ganz so entnehmen...
Ob sie da nun wirklich gezielt selektieren oder ob nicht einfach jemand die Mails kürzt, ohne sich allzuviele Gedanken um solche Feinheiten zu machen... mag sein, finde ich schwierig zu beurteilen, ohne dass ich den Radiosender oder die betreffende Sendung kenne.
Ich glaub vor zwei Wochen gab es das Thema bei Sabine Christiansen auch und es war mehr als lächerlich... da saßen ein paar altkluge Kasperköppe und wiesen immer wieder darauf hin, das die Spiele nicht allein das Problem seien, aber trotzdem kamen sie in jedem zweiten Satz auf die bösen bösen Killerspiele zu sprechen Im Publikum saßen auch ein paar die CS und co professionell spielen und die haben während der gesamten Sendung über nur mit dem Kopf geschüttelt.
Die Spiele sind halt jetzt der Sündenbock für all die Gewalt, die stattfindet. Wenn man sie verbietet, fordere ich den Verbot von Fussball, denn dort gehts richtig zur Sache, wie man ja zuletzt immer häufiger gesehen hat. Mal sehen ob der Aufschrei dort auch so groß ist...
btw nein, ich spiele solche Spiele nicht, aber Rollenspiele sind ja auch schon satanistische Programme
ZitatGepostet von Yavanna Naja, dass sie solche Mails kürzen, ist ja klar, anders lässt sich das in einer solchen Sendung ja gar nicht bringen, und dass die Redakteure, die in aller Eile die Mails sichten müssen, nicht immer genau die Stelle heraussuchen, die dir am Wichtigsten war oder die du für die kritischste gehalten hast, ist in meinen Augen auch durchaus nachvollziehbar... jemandem da jetzt "Feigheit" zu unterstellen, würde ich irgendwie für etwas gewagt halten.
Die Kürzungen von Leser/Hörerbriefen erfolgt aber doch oft recht bewusst, mit gewisser Zielsetzung. Meine Schwester schreibt da gerade ihre Doktorarbeit drüber.
Zum Thema: Sicher sind "Killerspiele" weder die einzige noch auch nur die wesentliche Ursache für Gewalt von Jugendlichen. Genausowenig wie der freie Zugang zu Waffen in den USA ist. Trotzdem denke ich wird niemand die recht strengen Waffengesetze in Deutschland in Frage stellen. IMO sollte man vielleicht doch nach Wegen suchen, die freie Verfügbarkeit von "Killerspielen" für Kinder und Jugendliche zu reduzieren.
Z.B. ist es eine biologisch-psychologische Tatsache, daß alle höheren Säugetiere, inklusive des Menschen, eine Hemmschwelle für das Töten von Artgenossen haben. Im ersten Weltkrieg z.B. schossen weniger als 20% der US-Soldaten auf einen plötzlich vor ihnen auftauchenden Feind. Daraufhin wurde gezielt versucht, diese Hemmschwelle abzutrainieren - in Vietnam schossen dann mehr als 90% selbstständig auf plötzlich auftauchende Feinde. Militärpsychologen vertreten die Ansicht, daß "Killerspiele" eine Möglichkeit sind, dieses Anti-Hemmschwellen-Training zu betreiben (besonders effizient - und IMO besonders pervers - sind da sicherlich die Spiele in den Spielhallen, wo man statt einer Maus oder einem Joystick eine Plastik-Pistole führt...).
Ein weiterer, etwas zynischer Faktor ist der Einfluß von "Killerspielen" auf die Treffsicherheit. WENN es schon Amokläufe gibt, wäre es nicht zumindest etwas besser, wenn diese weniger verheerend wären? Ein durchschnittlicher amerikanischer Polizist, der auf einen Menschen schießt, trifft mit 1 von 5 Schüssen, durchschnittlich. Ein Amok-Schütze in einer kanadischen Schule schoß 8 mal, jeweils auf verschiedene, wild durcheinander rennende Schüler - 8 Treffer.
Nebenbei: Man könnte auch ein Verbot von Schützenvereinen bzw. von der Mitgliedschaft von Jugendlichen in selbigen erwägen, denn der Todesschütze von Erfurt (schon ein paar Jahre her, 16 Tote, Name ist mir gerade entfallen... Robert Steinhäuser oder so, glaub ich) war da jahrelang Mitglied...
Haben diese Militärpsychologen da mal richtige Untersuchgen zu diesem Hemmschwellentraining angestellt?
Und das mit diesem 8-Treffer Amokschützen war wohl höchstens Glück - ich schätze mal, er hat in eine ganze Menge dieser wild durcheinanderlaufenden Menschen einfach hineingeschossen, oder? (Ja, ich halte nichts davon, Einzelfälle für sowas herzunehmen) Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand, der mit Maus/Tastatur shootert gleich an einer richtigen Waffe besser wird. Dazu sind diese "Geräte" doch einfach viel zu verschieden. Allerdings.... *an den Wii Controller denk *
Da du angesprochen hast, dass Amokläufer wenigstens weniger treffsicher sein sollten (Einfluss von Shootern hierauf zweifle ich, wie schon erwähnt, stark an), denke ich mir, wieso ihnen nicht das Arbeitswerkzeug wegnehmen? Ein komplettes Waffenbesitzverbot wäre doch was, oder? Ganz besonders für diese Idiotischen Schützenvereine...
ZitatGepostet von quaelgeist Haben diese Militärpsychologen da mal richtige Untersuchgen zu diesem Hemmschwellentraining angestellt?
Zumindest gibt es meines Wissens bisher keine überzeugenden empirischen Studien, die einen generellen, über Einzelfälle hinausgehenden kausalen Zusammenhang zwischen gewaltvermittelnden Computerspielen und Gewaltdelinquenz belegen können, allenfalls wurden hier und da leichte Verstärkereffekte festgestellt - aber keineswegs genug, um solche Spiele als (Mit-)'Ursache' für Gewaltdelinquenz bezeichnen zu können.
Also, zu den Argumenten, Computerspiele bringen einem bei, besser zu schießen. Habe beides gemacht (Computerspiele und echtes Schießen (mit Luftgewehren wie auch mit 9mm-Pistolen, UZI und Großkalibergewehr)) und glaube nicht an diese These. Das sind nicht nur zwei verschiedene Paar Schuhe, das sind eine Mütze und ein Gummistiefel! Spiele schulen sicherliche die Hand-Auge-Koordination und die Reflexe, das tun Basketball und Pfannkuchen-in-der-Pfanne-wenden aber auch.
Der Statistik "Amokläufer- zu Polizistentreffergenauigkeit" glaube ich auch kein Wort. Welche Schüsse von Polizisten flossen da ein? Warnschüsse? Davon abgesehen muss man einem Amokläufer eine 100% Treffabsicht unterstellen, dies ist bei einem Polizisten nicht der Fall, der will vielleicht gar nicht treffen oder wenn doch, will er nicht tödlich treffen (und schießt daher eher daneben). Außerdem ist ein Polizist in einer anderen Situation als der Amokläufer, da im Regelfall das Leben vom Polizisten oder einem anderen bedroht ist, der Amokläufer hat diesen Stressfaktor nicht, er hat sich per Definition in die überlegene Situation gebracht. Ganz davon abgesehen unterstelle ich einem Amokläufer, der die Waffen schon vorher besitzt (oder mit Leidenschaft im Schützenverein dabei ist) deutlich mehr Runden auf der Schießbahn (liest sich im Zweifel zu: "einsame Kiesgrube") als dem durchschnittlichen Polizisten. Jemand, der sich mal eben die Waffen aus dem Schrank nimmt, um die Schule zu besuchen, hat die auch vorher sicherlich schon zur Genüge ausprobiert!
Ich denke aber schon, dass ein Computerspiel Hemmschwellen abbauen kann, aber sicherlich nicht in dem Maße, wie es für einen Amoklauf notwenig wäre (bei weitem nicht), mehr als ein Faktor ist das nicht und ich denke, dass es kein sehr großer ist.
Vielleicht sind Computerspiele ein Teil des Problems (schwer vorzustellen bei 1.000.000 friedlichen Gewaltspielespielern zu einem, der diese Gewalt auch auslebt), aber sie sind mit Sicherheit nicht einmal eines der inneresten zehn Problemkriterien, die man unbedingt zueuerst angehen sollte. Warum kann ich zum Beispiel Pumpguns (Robert Steinhäuser hatte eine, zum Glück hatte er die durch Überladung blockiert) im Schützenverein erlangen, die ich mir dann auch privat kaufen darf? Warum darf ich mir .44 Magnum Revoler zulegen, wenn ich kein Jäger bin? Das ist kein Luftgewehr oder Kleinkaliber mehr! Da geht es um anderes und das finde ich nicht mehr angemessen.
Ansonsten bin ich für eine Kontrolle von Spielen und auch dem Einschreiten, wenn es zu weit geht. Aber das geschieht mit der aktuellen Praxis (Spiele wie Postal sind schon verboten) eigentlich schon ziemlich restriktiv (und fast immer sogar zutreffend!).
ZitatGepostet von Arakano Ein durchschnittlicher amerikanischer Polizist, der auf einen Menschen schießt, trifft mit 1 von 5 Schüssen, durchschnittlich. Ein Amok-Schütze in einer kanadischen Schule schoß 8 mal, jeweils auf verschiedene, wild durcheinander rennende Schüler - 8 Treffer.
Äh... und was soll das beweisen? Das ist doch nichts als ein Einzelfall... wenn du Zahlen hättest, wie viele ihrer anvisierten Opfer Amokläufer *im Durchschnitt* treffen, könnte man möglicherweise darüber nachdenken, das als Argument heranziehen, aber ein Einzelfall besagt doch rein gar nichts. Ansonsten könnte ich ja genausogut kommen und sagen: Der Amokläufer von Emsdetten hat beim Betreten des Schulhofes wild um sich geballert, wollte so viele Menschen wie nur möglich töten, und das Ergebnis war: lediglich fünf Verletzte durch Schusswaffen, keiner davon tödlich getroffen; Schlussfolgerung: Amokschützen, die gewaltvermittelnde Computerspiele gespielt haben, treffen noch viel schlechter als besagte amerikanische Polizisten.
Ah, mir fällt noch etwas ein: Es ist viel schwerer "jemanden" zu treffen, wenn man auf einen einzelnen Drogendealer schießt, als wenn man auf eine Horde von hundert fliehenden Menschen schießt.
Zu der Killerspieldebatte damals bei Robert Steinhäuser: Erst hießt es, er sei ein passionierter Counter-Strike-Spieler. Das wurde in den Medien (und bei entsprechenden Politiker hochgekocht), dann kam heraus: Der hatte das Spiel gar nicht selbst, sonder nur "mal bei einem Freund gespielt" (vielleicht auch öfters, aber das ist hier gerade nicht so wichtig). Das wurde dann natürlich nicht hochgekocht, wer gibt schon gerne zu, dass er Unsinn geredet hat. Die bösen Killerspiele sind schuld, da war sich aber jeder dieser selbsternannten Apostel noch immer sehr sicher.
Tja, mit Nikotin und Alkohol kann man Geld verdienen und so Gesellschaftlich "akzeptiert" wie diese Drogen sind, würde sich wohl auch kein Politiker trauen, diese zu verbieten.
Da Heroin und Computerspiele aber (noch) nicht so etabliert wie die beiden Gesellschaftsdrogen sind, ist da wohl noch nicht so viel Geld zu machen. Auch sind Drogen wie Marijuana zB auch immer viel böser als Nikotin gewesen (wobei Nikotin angeblich auch nicht gerade harmlos sein soll).
Also imho könnte man THC und Alkohol schon ungefähr auf eine Stufe stellen (nein, das ist kein Argument FÜR die Legalisierung, eher eins GEGEN den momentanen gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol) - sowohl was die Kurz-, als auch was die Langzeitwirkung angeht. Wobei ich persönlich die (dzt. erwiesenen) Langzeitwirkungen von THC weniger schlimm finde als die von Alkohol.
Da begibt man sich aber auf nicht ganz ungefährliches Terrain, mit dieser Argumentation. Nicht, dass ich die Zahl der Alkoholunfälle nicht für viel zu hoch halten würde... aber ein Verbot stellt immer einen erheblichen Einschnitt in die Freiheit des Einzelnen dar. Und an dieser Stelle sollte man sich wirklich fragen, ob ein Staat es sich anmaßen darf den Großen Bruder zu spielen, der den kleinen Bürger in guter Absicht von der Gefahr der Alkoholsucht befreit.