Nachdem ich ja schon mal einen Thread zum Thema "Allgemeine Wehrpflicht" aufgemacht hatte (irgendwo weiter unten), möchte ich heute mal von Euch wissen, was Ihr von Berufssoldaten haltet. Würdet Ihr Berufssoldat werden wollen und wenn ja, warum? Ich persönlich habe ja absolutt NICHTS für das Militär oder die Bundeswehr übrig und ich frage mich, wie jemand freiwillig dem Verein beitreten kann. Bin schon gespannt auf Eure Meinungen, egal ob Po oder Contra.
Berufssoldaten sind IMO deutlich besser ausgebildet und wohl auch motiviert. Nachdem man die Aufgabe Landesverteidigung wohl streichen kann (hoffentlich für immer), bleiben eigentlich nur Einsätze in Krisengebieten. Da reicht eine kleine gute ausgerüstete Armee, eine aufgeblähte Armee mit veraltetem Geräte wie in D momentan ist sinnlos.
Ja. Einer aus meinem Jahrgang wollte auch Berufssoldat werden - denn konnte ich irgendwie noch nie leiden, aber als ich seine hirnrissigen Argumente für die Notwendigkeit einer Armee hörte - da wurde mir ganz anders.
Mir sind diese Leute ja auch suspekt . Ich frage mich nur, welche Motivation es für so einen Beruf wohl geben könnte? Die Kohle? Oder die Überzeugung wenn schon, dann wenigstens im Dienst für das Vaterland zu sterben. Wahlweise könnte die Inschrift auf dem Grab eines Berufssoldaten lauten:
Er starb für 100 € mehr im Monat. Oder: Seine Frau und vier Kinder werden ihn zwar vermissen, aber wenigstens starb er im Dienst des Vaterlandes.
Okay, das ist es ein bisschen zynisch und vielleicht hat sogar die Bundeswehr eine gute Seite (die sie bis heute sehr gut vor mir verborgen hat ), aber dennoch fällt es mir schwer Leute zu verstehen, die freiwillig zur Armee gehen. Es fällt mir ja schon schwer nachzuvollziehen, wenn mir jemand sagt: "Ich leiste auf keinen Fall Zivildienst. Dafür brauche ich ja drei Monate (waren es drei?) länger."
Ich meine, wo bleibt denn da die Überzeugung?
Bei jemand, dessen Beruf es ist, in Tarnanzug und mit Gewehr durch die Gegend zu rennen und sich Befehle geben zu lassen, hätte es mich mal interessiert: 1. Wofür? 2. Stehen die Leute wirklich hinter diesem Beruf, weil sie davon überzeugt sind, dass sie so dem Allgemeinwohl dienen und für eine gerechte Sache einstehen (wohl eher nicht, oder) und 3. Was macht den Beruf lukrativ (bessere Rente, mehr Gehalt, eine gute Versicherung für Frau und Kind?)
Was die Krisengebiete angeht, so bin ich mir nicht ganz sicher, ob es nicht vielleicht sinnvoller ist, einen Weg zu finden, wie das jeweilige Land sich selbst helfen kann. Das ist natürlich leichter gesagt, als getan, aber ein Land, in dem der Frieden nur gewahrt bleibt, weil bewaffnete Leute dahinterstehen, wird einfach keinen dauerhaften Frieden haben. Dann bleibt natürlich noch der Einsatz bei Überschwemmungen etc. Hier ist es vielleicht tatsächlich mal sinnvoll, eine Instanz zu haben, die hilft Dämme zu bauen, Leute zu versorgen usw. Aber kann man das nicht auch irgendwie durch eine andere Instanz erreichen? Und wieviele solcher Einsätze hat ein Berufssoldat? Überhaupt - was machen Soldaten, wenn sie mal gerade nicht im Krisengebiet unterwegs sind? Was für Resultate erzielen sie? Architekten z.B. bauen Häuser, Verkäufer verkaufen und Soldaten... ?
Wie nett ... eine DEUTSCHE Diskussion ueber Berufssoldaten ... !
Gibt ja so ein paar Aspekte und Pro / Contra etc. leicht zu beantworten ist das nicht.
Ich war ja beim Bund (W15) und die hatte damals schon ihre Sinnkrise (87/88), weil nach etwas ueber 40 Jahren Dauerbedrohung ein wenig die Luft raus war den Fuehrungskraeften wie auch aus der ganzen Situation. Z. B. gab es zu der Zeit schon eine Weile keine Wehrmachtsoffiziere mehr in der BW & die BW nahm an keinen Auslands- oder UNO-Einsaetzen teil.
Irgendewie waren da alle, dauernd eine Armee in der Theorie. Abschreckung und so.
Sinnvoll oder nicht? Tja, ich will mal sagen es wurde ja nicht heiss zwischen den beiden Bloecken und einen gewissen Beitrag mag auch die BW geleistet haben.
Die LEUTE dort, waren aber ausnahmslos ein weing komisch und ich denke fuer die Zettler gab es da tatsaechlich eine Komponente Ueberzeugung (die Schlimmsten) aber auch eine feste Anstellung etc. war ein Einflussfaktor.
Z. B. waren die Unteroffizierslaufbahnen i. d. R. mit Soldaten besetzt, mit denen du wirklich nix am Hut hattest, die nicht unbedingt die Kluegsten waren aber die eben doch bei der BW einen gutbezahlten Job hatten. Das Offizierspack hatte da noch groessere Vorteile von, da sie in den ersten 12 Jahren Dienst ein Studium absolvieren konnten / mussten (i. d. R. Psychologen in meiner Einheit ... was Idioten da dabei waren ... ).
Also was Deutschland betrifft bin ich der Meinung (kann das aber nur fuer den Zustand von frueher noch als gueltig betrachten) ... komische Leute, nicht auf meiner Wellenlaenge und Motivation ganz oben eine soziale Aufstiegsmoeglichkeit & entsprechende Bezahlung ... und fuer die mit IQ unter 28, Unteroffizierslaufbahn.
Die meisten anderen (i. d. R. Mannschaften, gab aber auch einige von bei den Uffzen) waren nach meiner Erfahrung eher Opportunisten, die das Geld abgegriffen haben (sah aber damals auch nicht sooooo rosig mit Jobs aus).
Tja ... und heute?
Hehe ... also ich bin ja fuer die Einfuehrung des sozialen Jahres fuer ALLE zum Wohle des Sozialstaates und fuer eine Berufsarmee.
Abschreckung is nicht mehr und was die da alles fuer Muell rumstehen haben ... und die ganze BW-Verwaltung ... oh jee ... man stelle sich vor die groesste Armee Europas (ohne RF) kommt nach drei Einsatzgebieten in Probleme mit den Mannschaften, weil von 280.000 Mann, gerade mal 10.000 ueber eine Ausbildung & Ausruestung verfuegen die man fuer die Einsaetze braucht. Einfach laecherlich aber ich denke wir werden noch weiter so machen wie bisher, weil da einfach eine ganze tolle Industrie dahintersteckt und jede Menge Jobs fuer Deppen in der oeffentlichen Verwaltung (Standortverwaltungen .... ojeeeeeeeee).
Ich bin aber nicht der Ansicht, dass man hier 'billiger' davonkommen wuerde. Die Kosten sind eher hoeher bei einem Berufsheer ... auch weil diese ein ganz anderes Anforderungsprofil an Ausbildung und Waffen von unten bis oben entwickelt.
Und braucht man sowas?
Die Frage ist aber wohl ein Witz, oder? Balkan (Sebrenizca), UNO - Einsaetze und auch Afghanistan haben doch gezeigt, dass mit Bluemchenpolitik NIX erreicht wird und eine ganze Menge Laendern bzw. deren Fuehrern nicht mit Sanktionen beizukommen ist .... klappt nicht, dauert zu lange, trifft die Falschen.
Und das Riesenbeispiel Suedafrika gilt einfach nicht, weil dort eine im Grunde demokratische Gesellschaft sich letztendlich nicht nur den aussenpolitischen Druck, sondern auch einem internen Entwicklungsprozess unterzogen hat.
Auch kam es da nie zu einem wirklich 'heissen' (Buerger)-Krieg.
Und ob es sich lohnt Frieden zu erzwingen. Tja, da ich gerade in einem solchen Land war (und auch sonst davon ueberzeugt bin), ja ... lohnt sich schon. Die haben da den Buergerkrieg nur beenden koennen, weil beide Seiten von den Waffenversorgungen abgeschnitten wurden UND die Syrer eben an alle Ecken einen Tank gesetzt haben, die USA das gedeckt haben und die Milizen nach und nach ihre Funktionen an die libanesische Armee abgegeben haben. Das Strassenbild ist immer noch sehr militaerisch und das Blut ... noch frisch (ich war z. B. im Palaestinenserviertel bei den beiden Lagern Sabra und Schatila und es gibt ueberall Orte, wo solche symboltraechtigen Taten geschehen sind) aber seit ca. 10 Jahren versuchen sie zumindest nicht mehr sich in Massen umzubringen.
Tja und fuer solche Jobs denke ich brauch es sowohl den Beruf ... als auch Leute die eben was anders sind als man selbst, die den Job wahrnehmen ... aber dann auf die zu zeigen oder gar ueber sie moralisch richten zu wollen ist nicht angezeigt bzw. findet dann im politischen Prozess statt und dort sollt der Einsatz etc. eben auch kontrolliert werden und die Regeln unter denen die Armee zum Einsatz kommt definiert werden.
ZitatGepostet von Anessa Mir sind diese Leute ja auch suspekt . Ich frage mich nur, welche Motivation es für so einen Beruf wohl geben könnte? Die Kohle? Oder die Überzeugung wenn schon, dann wenigstens im Dienst für das Vaterland zu sterben.
Motive die ich während meiner 10 monatigen BW-Karriere gehört habe: - ich wollte schon immer Pilot werden/fliegen - man hat ein ruhiges Leben (OK 'neuerdings' nicht mehr unbedingt) - kein Job im Zivilleben / Job im Zivilleben zu schlecht bezahlt - keinen Schulabschluß - Fallis finden es zum Teil einfach nur cool
In meinen 10 Monaten habe ich einige Uffze und Mannschaften gesehen, die im Zivilleben IMHO niiieee so einen 'gut' bezahlten Job bekommen hätten, bzw. ihn länger behalten hätten.
Hm, mir fällt, wie allen Gegnern der "Friedens"truppenlösung leider auch keine perfekte Lösung ein, aber die Holzhammermethode ("Frieden oder ich schiesse!") ist auch nicht gerade das wahre, wie sich immer wieder zeigt (Afghanistan, Irak, Somalia, usw. usf.). Ich glaube, daß eine Menge Wahrheit in dem alten Bibelspruch steckt: "Wer das Schwert zieht, soll durch das Schwert umkommen". Gewalt erzeugt eben immer Gegengewalt, unabhängig von den Motiven.
Das die ganze Sache vom Goodwill der Beteiligten getragen werden muss, ist schon klar ... ich denke ja auch nicht, dass sich Frieden erzwingen laest, nur eben in einigen Gegenden sind die Parteien 'reif' fuer eine Friedenstruppe, in anderen nicht.
Die im Libanon waren es dann wohl ... und die USA nach dem Anschlag so klug den Syrern die Rolle der Schutzmacht zu ueberlassen.
Allerdings kommen da wohl noch zwei Aspekte dazu: Der Rauswurf der PLO aus Beirut & das auf allen Seiten doch sehr hohe Bildungsniveau: alle hatten durch den Frieden was zu gewinnen ... und habe das sogar verstanden.
Ja, wenn die UNO-Truppen sozusagen als Ersatzpolizei von dem entsprechenden Land selbst gerufen werden, dann ist das wohl okay. Aber wenn du meinst, daß gegen Saddam und co keine Sanktionen helfen, magst du ja recht haben - nur daß Militärschläge eben auch nicht wirklich helfen.
Im Libanon gibt es z. B. ca. 7 verschiedene (ethnische) Gruppierungen ... im Irak zumindest 3 usw., wenn die eine von der anderen Gruppe unterdrueckt wird, wehrt sie sich ... und wann gilt dann, dass jemand Hilfe gerufen hat?
Eigentlich interessierte mich ja auch nur, warum jemand überhaupt Soldat (auf Lebenszeit) wird und was er dann so macht, wenn er es erst mal ist.
Die häufigste Motivation scheint mir hier tatsächlich das Geld zu sein (Plus Sicherheit, denn so schnell wird ja wohl niemand gefeuert). Dazu kommt, dass einige Leute vielleicht in der freien Wirtschaft nicht so viele Chancen hätten, weil sie, um es vorsichtig auszudrücken, keine so gute Bildung haben.
Denen, die Pilot werden wollten oder die es einfach nur "cool" finden, kann ich nur sagen: saudumm . Gerade den letzteren wünsche ich, im Krisengebiert an forderster Reihe zu stehen. Erinnert mich irgendwie an "Im Westen nichts Neues", auch wenn man das jetzt nicht ganz so gut vergleichen kann, weil wir keinen Krieg haben. Trotzdem denke ich manchmal, dass die Leute einfach nicht dazu lernen.
Alles in Allem bestätigt das mein Bild von Berufssoldaten: Geld und Dummheit scheinen die beiden ausschlaggebenden Faktoren für eine solche Karriere zu sein.
Zur Ehrenrettung will ich aber gerne zugeben, dass es vermutlich vorübergehend sinnvoll ist, in einem Krisengebiet den Frieden zu bewahren, egal wie. Der Nachteil ist, dass dieser Frieden dann nicht lange hält. Oder man muss eben jemanden dauerhaft da stationieren. Deshalb finde ich "Blümchenpolitik" auch gar nicht so verkehrt .
Aber meine Frage bleibt trotzdem, was ein Soldat macht, der nicht im Krisengebiet arbeitet. Oder sind ALLE Berufssoldaten irgendwo in der Welt im Einsatz?
ZitatGepostet von Anessa Aber meine Frage bleibt trotzdem, was ein Soldat macht, der nicht im Krisengebiet arbeitet. Oder sind ALLE Berufssoldaten irgendwo in der Welt im Einsatz?
Kommt wohl auf den Rang an. Viele hohen Offiziere haben wohl nur Verwaltungsaufgaben. Die niedrigeren z.T. wohl auch aber üben auch für den Notfall oder bilden aus...dito die Unteroffiziere. Und das einfache Fussvolk robbt täglich im Schlamm
Ergo: wenn schon jemand so... ähem... verrückt ist, freiwillig zum Bund zu gehen, sollte er zusehen, dass er dass Fußvolk schnell hinter sich läßt und oberer Offizier wird .
Es ist ja nicht so, daß alle Soldaten 'kämpfen' bzw. dafür ausgebildet werden.
Für eine Flugstunde einer Phantom sind z.B. über 120 Technickerszunden nötig (wenn ich mich richtig erinner). Denn die ganzen Sanitäter und Feuerwehren (zumindest jeder BW Flugplatz hat eine eigene). Nicht jeder Soldat rennt ja mit Waffe durch die Felder ... direkt fallen mit die Fallschirmspringer, Pioniere und Sicherungsstaffeln ein, die wohl nicht viel anderes machen.
ABER jeder BW-Angehörige erhält eine Grundausbildung an der Waffe. Ja, denn es sollten soviele Menschen wie möglich wissen, wie man soviele andere Menschen so schnell wie möglich umbringt...