Ich hab nicht mitbekommen, dass es da um den Nachwuchs ging. Für mich hat sich das angehört, als sollte ihre Musik mehr gespielt werden. Aber selbst wenn... Ich höre den, nennen wir es mal Deutschrock (ich finde es doof, diese Richtung NDW zu nennen, da verbinde ich was andres mit), unheimlich gerne und der hier wird sehr oft gespielt.
Bei HR3 wird sogar hin und wieder mal ein Tag gemacht, wo den ganzen Tag nichts englisches gesagt und gespielt werden darf. Ich finde den Tag klasse. Aber wenn jeden Tag jedes 2. Lied in deutsch wäre, würde ich das doof finden.
(Zu konkreten Zahlen: Kann ich aus dem Kopf nicht liefern, müsste ich erst suchen... aber ich glaube nicht, dass es wirklich bestritten werden kann, dass das illegale Kopieren ein weithin anzutreffendes Phänomen ist. Mir würden jetzt spontan jede Menge Leute aus meinem Bekanntenkreis einfallen, die so etwas ab und zu mal, häufiger oder ständig tun oder getan haben, und ich würde fast wetten wollen, dass das den meisten hier so geht.)
Aber zu dem Rest... ja, ist mir alles bekannt.
Es ist aber nun ja keineswegs so, dass dies alles Geschehnisse sind, die ständig überall unangefochten und diskussionslos passieren und auch in Zukunft passieren werden, ohne dass jemand etwas dagegen unternimmt. Du hast bestimmt von dem kürzlich ergangenen Kieler (ich glaube, dass es Kiel war, bin aber nicht ganz sicher) LG-Urteil gehört, das das Heranziehen der GVU zu den strafrechtlichen Ermittlungen in einem Maße, das Polizei und StA nur noch als Randfiguren der Ermittlungen erscheinen lässt, nun bereits in zweiter Instanz für gesetzeswidrig und unzulässig erklärt hat, weil die GVU u.a. eben gerade nicht als neutraler Sachverständiger und Gutachtenersteller angesehen werden könne... um nur mal ein Beispiel zu nennen.
Und zu Punkten wie "man überlegt"... man überlegt viel, darunter auch sehr viel Unsinn, und manches Mal wird einiges davon dann auch tatsächlich als Gesetz erlassen, aber wir haben (im Gegensatz zum Beispiel zu unserem in dieser Hinsicht extrem rückständigen Nachbarn Frankreich) glücklicherweise ein funktionierendes System von gerichtlicher Verfassungskontrolle auch von bereits in Kraft getretenen Gesetzen. Nimm zum Beispiel den großen Lauschangriff - der wurde (aus meiner Sicht fälschlicherweise) durch Gesetz ermöglicht, aber vom BVerfG rasch wieder für verfassungswidrig erklärt, oder nimm die Vermögensstrafe, auch die wurde zunächst in einem in Kraft getretenen Gesetz ermöglicht, aber ebenfalls bald wieder als verfassungswidrig gekippt. Ehe also wirklich Anlass besteht, eine schwarze Zukunft zu prognostizieren, muss schon noch das ein oder andere passieren, weil wir glücklicherweise doch über recht effektive Kontrollinstitutionen verfügen. Ich will damit keineswegs behaupten, dass es hier nicht zahlreiche Problembereiche gibt, auf die man in Zukunft sehr genau wird achten müssen, aber gleich eine so schwarze Zukunft zu malen, halte ich (zumindest nach augenblicklichem Stand der Dinge) dennoch für verfehlt.
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Dá fhada an oíche tagann an camhaoir - However long the night, the dawn will come
Es wird ja auch nicht bestritten, dass es ein weitverbreitetes Phänomen ist. Nur, das war es schon immer. Ob nun früher Tonbänder oder Kassetten (oder Disketten) (auf dem Schulhof) getauscht wurden oder heute, sicherlich leichter und in größerem Umfang, übers I-Net. Aber, und das ist der entscheidende Punkt, es gibt keine verlässlichen Zahlen. Weder für die Downloads, noch für den Schaden. Woran will man das auch fest machen? An der Anzahl der Nutzer in eMule und Co.? An der Anzahl der angebotenen Dateien? Oder an der Anzahl der verkauften CD-Rohlinge (die ja alle für "Raubkopien" verwendet werden)?
Sorry, aber wenn ich die Statistiken der Musikindustrie lese, komm ich jedes mal aus dem Lachen nicht mehr raus. Der Verkauf von CDs ist also zurück gegangen. Der Online-Verkauf von Songs dagegen massiv gestiegen. Aber weil weniger CDs verkauft wurden, müssen ja massig Leute alles kopiert haben. Wenn ich solche Aussagen lese, frage ich mich jedes Mal, was die eingenommen haben und ob man das legal irgendwo erwerben kann.
Insbesondere die Musikindustrie ist ein Dinosaurier, der meint, Evolution gelte nicht für ihn und sein Aussterben kann man durch Lobby-Arbeit und Gesetze sichern. Ich verweise an dieser Stelle noch mal auf die weiter oben erwähnten Schuster, Besenbinder etc.
Das Kieler(?) Urteil war nicht nur gut sondern wichtig. Allerdings stellt sich die Frage, welchen Bestand es in einem Staat hat, dessen Innenminister ungestraft äußern kann, dass ihn weder Gerichte noch das Grundgesetz interessieren. Und notfalls bekommen wir halt eine Vorgabe durch die EU Kommission. Diesbezüglich möchte ich auf Roman Herzog verweisen, der die Frage aufwarf
Zitat ob man die Bundesrepublik Deutschland überhaupt noch uneingeschränkt als parlamentarische Demokratie bezeichnen kann
und davor warnte, dass
ZitatVieles, was auf nationaler Ebene nicht durchsetzbar ist, wird so über den Umweg nach Brüssel umgesetzt - jetzt sogar europaweit. Folge ist eine fortschreitende Zentralisierung, angestoßen durch nationale Partikularinteressen.
:couple:
[f1]Magie ist die Kunst, Veränderung durch einen Willensakt zu schaffen. Aleister Crowley
Über die Unmöglichkeit, irgendwelche wirklich konkreten Gesamtausmaße anzugeben, waren wir uns ja alle schon einig... klar, man kann die Tatverdächtigen- und Verurteiltenzahlen angeben, aber dass die Dunkelziffer praktisch unbestimmbar ist, ist ja nicht nur ein Problem der Raubkopiererei im Speziellen, sondern auch das aller anderen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten... wirklich Genaues kann man bei nichts von alldem sagen. Aber da offenbar auch alle zustimmen, dass das Ganze ein zunehmend weitverbreitetes Phänomen ist, und schon allein aufgrund der technischen Möglichkeiten sicher wesentlich weiter verbreitet als das Überspielen von CDs auf Kassetten (auch wenn alle meine eigenen Raubkopien Kassetten sind ), gibt es in Bezug auf diesen Punkt ja eigentlich nicht mehr viel zu diskutieren.
Ansonsten... naja, dass unser werter Herr Innenminister so seine Problemchen hat, ist ja allseits bekannt, aber dass er sich mit seinen seltsamen Ideen auch durchsetzen wird, ist ja nun wahrlich nicht gesichert... da ist er ja schon des Öfteren auf Widerstand gestoßen.
Und was die Vorgaben auf Europa-Ebene betrifft, da ist es ja nun auch nicht so, dass die alle ohne jegliche Rücksicht auf unsere Grundrechte ungefragt umgesetzt werden, wie kürzlich ja erst bei dem ganzen Theater mit dem Europäischen Haftbefehl gesehen... bei der Umsetzung in nationales Recht gibt es doch durchaus noch den ein oder anderen Spielraum. Und wenn es tatsächlich mal eine Vorgabe geben sollte, die nicht ohne klare Verstöße gegen unsere Grundrechte umgesetzt werden kann - na, dann wird die ganze Sache wirklich spannend.
Bis dahin halte ich es aber schon für wahrscheinlich, dass dem Kieler Urteil (ich hab's nochmal nachgeschaut, es war wirklich Kiel) durchaus Relevanz zukommen wird, zumindest bis die ganze Sache beim BGH landet, was sicherlich früher oder später geschehen wird - und auch dann wird es bestimmt interessant.
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